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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0155
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Karl Jaspers - Bertelsmann (1958-1964)

34 Karl Jaspers an Johannes Rüger
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 22. Januar 1958
Sehr geehrter Herr Doktor Rüger!
Vor einiger Zeit fragten Sie mich wegen einer Einführung in die Philosophie. Damals
habe ich Ihnen nur kurz geantwortet.92 Inzwischen kam der mir von Ihnen damals in
Aussicht gestellte Band von Professor Wagenführ als Musterband für die Art dieser Pu-
blikationen.93 Daran habe ich gesehen, dass der Umfang so beträchtlich gemeint ist,
wie es für eine Einführung in die Philosophie in der Tat nötig wäre. Dadurch ist mein
Interesse lebhaft gestiegen. Es ist in der Tat eine einzigartige Sache, auf diese Weise
durch eine ansprechende Darstellung sachlicher und geschichtlicher Probleme und
gegenwärtiger Grundfragen breiteste Kreise zu erreichen. Seinerzeit habe ich so kurz
und undifferenziert geantwortet, dass ich fürchte, das Ausbleiben Ihrer weiteren Re-
aktion wäre begreiflicherweise darauf zurückzuführen. Darum schreibe ich heute
noch einmal.
Leider kann ich auch jetzt die Sache nicht selber übernehmen, da meine anderwei-
tigen Arbeitsverpflichtungen zu gross sind. Jedoch kann ich ständig beraten und vor-
schlagend an der Arbeit teilnehmen, falls Herr Dr. Salmony damit beauftragt würde.94
Über Herrn Dr. Salmony muss ich Ihnen noch einiges sagen. Er ist Assistent unseres
Philosophischen Seminars und wird sich in diesem Sommer an unserer Universität
habilitieren. Seine vorgelegte Habilitationsarbeit über Hamann ist hervorragend.95 Sie
zeichnet sich nicht nur durch gründliche Forschung und zuverlässige Philologie aus,
sondern, was für den gegenwärtigen Zweck wesentlich ist, durch eine ungemein an-
ziehende, klare, den Leser in Spannung versetzende Schreibweise. Schon früher er-
regte seine Doktorarbeit über Herder die schönsten Erwartungen.96 Doch erst jetzt
scheint mir der Beweis vorzuliegen, dass er eine Aufgabe wie die Einführung in die
Philosophie wirklich erfüllen könnte. Es handelt sich um eine reife Persönlichkeit.
Unter ausserordentlichen Schwierigkeiten hat er als Emigrant sein Leben gemeistert
und seine philosophische wie literarische Bildung ständig vorangetrieben. Jetzt ist er
Schweizer Staatsangehöriger als Basler Bürger, glücklich verheiratet, mit zwei Kindern.
Ich sehe ihn alle Woche und kenne aus zahllosen Unterhaltungen sein Wesen. Er ist
jüdischer Herkunft, schon seine Eltern waren christlich getauft. Ich hoffe, dass er eine
 
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