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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0068
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Einleitung des Herausgebers

LXVII

würde ich als dem Stil meines Buches widersprechend nicht gern unternehmen.«214
Hier zeigen sich bereits Probleme, die Jaspers bei de Gruyter nach seiner Versetzung
in den Ruhestand zum i. Oktober 1937 erfahren sollte. Noch aber war der Verlag nach
Erscheinen des Nietzsche (Auflage: 3 000 Exemplare) mit seinem Autor sehr zufrieden
und hoffte auf eine baldige zweite Auflage. Jaspers hingegen war »nicht geneigt zu sol-
chen übermütigen Hoffnungen. Jedoch freue ich mich, dass die Lektoren des Verlags
das Buch offenbar so gut finden, und dass der Verlag die materiellen Voraussetzungen
für eine grössere Verbreitung schafft.«215
Dagegen kam es bei der Veröffentlichung des Descartes-Buches, dessen Manuskript
der Verlag im Februar 1937 annahm,216 zu keinerlei Schwierigkeiten. Fast konnte es
scheinen, als ginge de Gruyter nun, da es sich um einen politisch unbedenklichen
Philosophen handelte, sogar auf Jaspers zu. Ursprünglich war vorgesehen, den Haupt-
text in Fraktur, die vielen lateinischen und französischen Begriffe, Titel und Zitate
aber in Antiqua zu setzen.217 Jaspers protestierte nicht wirklich, gab aber zu beden-
ken, ob man »nicht für ein Thema wie Descartes überhaupt Antiqua wählen« sollte.
Um ja keinen Anstoß zu erregen, fügte er umgehend hinzu: »Mir scheint Antiqua
schöner.«218 Diese unauffällige und wohl gerade darum erfolgreiche Distanzierung
vom Zeitgeist war charakteristisch für Jaspers in jenen Jahren.
Selbst die Veröffentlichung der Existenzphilosophie-Vorlesungen, die man im Ok-
tober 1937 beschloss,219 ging noch reibungslos über die Bühne. Das ist umso bemer-
kenswerter, als die Verlagskonferenz ein halbes Jahr zuvor entschieden hatte: »Bei
der Annahme von Manuskripten ist in Zukunft die Frage vorzulegen, ob und wo da-
rin weltanschauliche Fragen behandelt sind [...], mit der Bitte an den Autor, diese an-
zustreichen, damit wir der Parteiamtl. Prüfungskomm. gegenüber gedeckt sind. Im
Zweifelsfall 1 Belegexpl, zur Kenntnisnahme einsenden.«220 Offensichtlich folgte
man Jaspers’ Einschätzung, er habe »keine Übersicht gegeben, weder über die Zeit-
genossen noch über meine eigene Philosophie«,221 sondern sei das Thema systema-
tisch angegangen.

214 Ebd.
215 K. Jaspers an die Eltern, 10. April 1936, DLA, A: Jaspers.
216 Vgl. K. Grethlein an K. Jaspers, 16. Februar 1937, Durchschlag, VA de Gruyter.
217 Vgl. K. Grethlein an K. Jaspers, 13. Mai 1937, in diesem Band, S. 121.
218 K. Jaspers an K. Grethlein, 14. Mai 1937, ebd., 122.
219 Vgl. Protokoll der Verlagskonferenz, 19. Oktober 1937, VA de Gruyter.
220 Protokoll der Verlagskonferenz, 13. April 1937, ebd.
221 K. Jaspers an K. Grethlein, 18. Oktober 1937, in diesem Band, S. 127.
 
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