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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0070
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Einleitung des Herausgebers

LXIX

an einer Publikation nur dann, wenn auch der Verlag das nach eingehender Lektüre
ausdrücklich wünsche und keinerlei Bedenken habe.* * 226 Die Abhandlung sei bloß »eine
Gelegenheitsschrift; sie stellt keinen unbedingt notwendigen Schritt meines Philoso-
phierens dar. Wenn Sie gegen die Veröffentlichung sind, so lege ich, trotz der kleinen
Enttäuschung, diese Abhandlung ohne viel Trauer in meinen Schreibtisch.«227 Die Ver-
lagsleitung machte es sich bei ihrer Entscheidung nicht leicht,228 befand aber schließ-
lich: »Die Prüfung des MS ergibt keine besondere Neigung zur Annahme; J. zieht das
Buch zurück, wenn es zur Prüfung vorgelegt werden muss. Beschlossen: mit der Zu-
rücknahme einverstanden.«229 So bat man Jaspers um Verständnis, dass man den Text
lieber nicht veröffentlichen wollte: »Bei einem so heiklen Thema kann ein Verlag wie
der unsrige nicht gut das Risiko auf sich nehmen, das Buch herauszubringen, ohne
vorher mit der Parteiamtlichen Prüfungskommission dieserhalb Fühlung genom-
men zu haben, wenn wir uns nicht grossen Nachteilen aussetzen wollen, die sicher-
lich auch für Sie als Autor sich unangenehm auswirken könnten.«230 Jaspers reagierte
auf die Ablehnung gefasst: »Ihre Stellungnahme verstehe ich durchaus und ohne Ein-
schränkung. Meinerseits bin ich froh, von Ihnen über die Situation informiert zu sein.
Daher werde ich es auch unterlassen, an anderer Stelle die Arbeit zu publicieren, ob-
gleich ich dringend darum gebeten werde.«231 Von da an wusste Jaspers, dass er bei de
Gruyter für die Dauer des NS-Regimes nichts mehr veröffentlichen konnte.
In der Tat ging der Verlag seinen Weg der Anpassung konsequent weiter. Die Ver-
lagskonferenz vom 31. Januar 1939 beschloss: »1) bei Neuauflagen Arierschaft feststel-
len (nach Nürnberger Gesetzen). 2) Bei nichtarischen Büchern prüfen, wie weit Neu-
auflage von Ariern herausgebracht werden kann. 3) Werbung für Bücher inländischer

rische, personelle und rechtliche Neuordnung des deutschen Buchhandels«, in: Geschichte des
deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 3: Drittes Reich, TI. 1, 73-159, hier: 98-101.
226 Vgl. K. Jaspers an K. Grethlein, 31. Juli 1938, in diesem Band, S. 137.
227 K. Jaspers an K. Grethlein, 29. Juli 1938, ebd., 136.
228 Der Verlag hatte offenbar Hemmungen,Jaspers unter diesen Umständen die bevorstehende Ab-
lehnung seines neuen Buches mitzuteilen: In der Konferenz vom 31. Mai 1938 wurde entschie-
den, einen Brief an Jaspers zu entwerfen, in der nächsten Konferenz ein Briefentwurf vorgelegt
und dann dessen Versendung beschlossen. Vgl. Protokolle der Verlagskonferenz, 31. Mai 1938
u. 7. Juni 1938, VA de Gruyter.
229 Protokoll der Verlagskonferenz, 16. August 1938, ebd.
230 F. Kropp an K. Jaspers, 18. August 1938, in diesem Band, S. 138-139.
231 K. Jaspers an de Gruyter, 19. August 1938, ebd., 139. - Jaspers sagte sowohl dem Verleger Fritz
Seifert, der den Text im Sommer 1938 gern veröffentlicht hätte, als auch dem Verlag Kloster-
mann im November 1938 ab. Über Letzteren schrieb er: »Gestern fragte mich wieder ein Verle-
ger (Klostermann in Frankfurt, guter Verlag), er habe von meinen Nietzsche-Vorträgen gehört
und möchte sie gern verlegen. Ich habe natürlich abgesagt aus den Gründen, die Ihr kennt.« (K.
Jaspers an seine Mutter, 4. November 1938, DLA, A: Jaspers). Vgl. dazu auch die Korrespondenz
mit Klostermann, in diesem Band, S. 202-203.
 
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