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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0147
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Karl Jaspers - Baconniere

zes in Frankreich lässt sich doch nicht so mit einem Wort beiseite schieben. Meine
Gründe erkennen Sie selbst als legitim an.
2) Mein Brief vom 8. Mai 1950 war die Antwort auf Ihren Wunsch, im damaligen
Augenblick einen Vertrag abzuschliessen.75 Ich war dazu bereit, selbstverständlich un-
ter Voraussetzung des noch zu gewinnenden Einverständnisses in den einzelnen Be-
dingungen. Damals wäre vielleicht ein Vertrag zustande gekommen, wenn ich auch
wegen der darin notwendigen hypothetischen Momente Bedenken hatte. Sie haben
mir nicht geantwortet. Daraus musste ich schliessen, dass Sie die Absicht des Vertra-
ges unter den damaligen Umständen aufgegeben hatten.
3) Wir behielten stillschweigend einen möglichen Vertragsabschluss in Aussicht.
Das bedeutet auf beiden Seiten keine Bindung. Vielmehr müssen die concreten Be-
dingungen noch gefunden werden. In diesem Sinne schrieb ich jetzt an Sie. Meine
Bedingungen scheinen mir auch heute angemessen. Die völlige Ablehnung der die
Absatzfrage in Frankreich betreffenden Bedingungen habe ich als abschliessend auf-
gefasst, ebenso die kategorische Erklärung in der Honorarfrage. In dieser finanziellen
Frage wäre ich zu gewissen Concessionen bereit, allerdings nicht zur Annahme der
vom Verlag ausgesprochenen Bedingungen.
4) Mein Brief vom 8. Mai habe Sie veranlasst, so schreiben Sie, bei Pro Helvetia zu
intervenieren.76 In Ihrem dankenswerten Bemühen, an dem andere Freunde von Fräu-
lein Hersch teilnahmen, etwas zu sehen, das Verpflichtungen zum Abschluss eines
Vertrages, unangesehen der Bedingungen, zur Folge hätte, kann ich nicht anerken-
nen. Dass etwas Wesentliches wegen des Absatzes in Frankreich in den Vertrag solle,
habe ich auch damals sofort ausgesprochen.
5) Wenn nun schon so gesprochen wird, wie Sie es in Ihrem Briefe tun, darf ich
nachträglich mein damaliges Befremden zum Ausdruck bringen: Sie erhielten auf Ihre
Vorwürfe gegen Fräulein Hersch mit dem Brief vom 8. Mai 1950 einen Brief von Fräu-
lein Hersch an mich, den ich Ihnen beilegte. Sie haben darauf nicht geantwortet und
mir den Brief auch nicht zurückgegeben.
Ein abnehmendes Interesse des Verlags glaubte ich wahrzunehmen in der Ableh-
nung der Übersetzung meines Buches »Vom Ursprung und Ziel der Geschichte«, viel-
leicht irrtümlich. Aber die von daher bestehende Stimmung hat mir nahegelegt, die
kategorischen Sätze des Verlags, die Sie mir mitteilen, in der gleichen Richtung auf-
zufassen. Ich gestehe, dass bei meinen zahlreichen Verlagsbeziehungen in vielen Län-
dern mir solche kategorische Form nur in den seltenen Fällen begegnet ist, in denen
eine eingeleitete Beziehung bald wieder aufgegeben wurde.
Ich wollte die Verhandlungen meinerseits nicht abbrechen. Die radikale Aus-
schliessung der französischen Absatzfrage seitens des Verlags, die Sätze in der Hono-
rarfrage, die absolut endgültig klangen, bedeuteten nach meinem Gefühl den Ab-
schluss der Verhandlungen, weil über beides weitere Erörterungen unmöglich
 
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