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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0200
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Karl Jaspers - de Gruyter

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77 Karl Jaspers an Paul Hartmann
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, den 3. V. 1932
Sehr verehrter Herr Hartmann!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihren liebenswürdigen Brief vom 1. Mai. Es wird mich
freuen, wenn die geplante Serie zustandekommt. Doch bevor ich auf die Einzelfragen
eingehe, gestatten Sie mir ein Wort, damit keine Unklarheit entsteht. Ich würde die
Serie nicht gern Jaspers-Serie nennen hören. Meine Idee einer Jaspers-Serie hat ja
grade eine Niederlage erlitten.195 Darüber habe ich mich nach dem Besuch bei Ihnen
nicht mehr getäuscht. Dabei habe ich Sie als den unbeirrbaren Vertreter Ihrer Idee der
Göschensammlung erst recht achten gelernt. Aber für meine Person war nunmehr
das Interesse nur noch gedämpft. Ob mein Gedanke, eine Reihe kleiner Publikatio-
nen in der Sammlung zu bringen, die - zusammengehalten durch den Namen des Au-
tors - durch Billigkeit und Kürze eine entschiedene Wirkung in breitere Kreise hätten
haben sollen, zum Misserfolg verurteilt wäre oder nicht, ist mir zweifelhaft. Sicher wi-
derspricht sie den Aufbauprincipien Ihrer Sammlung. Und wie ich Sie diese mit siche-
rem Instinkt verteidigen sah, machte mir meine Niederlage sympathisch. Sie war an
dieser Stelle berechtigt. Aber mein Plan bleibt. Manchmal denke ich, ob ich mich mal
an Reklam [sic!] wenden sollte.196 Doch habe ich zunächst noch anderes im Kopf und
lasse diese Sache erst mal ihre Weile haben.
Für Ihre Serie bleibt natürlich mein Weber geplant, solange sich keine andere Com-
bination ergibt. Die Unverbindlichkeit haben wir ja in Darmstadt ausgesprochen und
habe ich in Berlin wiederholt.
Nun zu Ihrem Plan. Ich finde ihn ausgezeichnet. In Ihrer Beurteilung Löwiths
stimme ich Ihnen zu. Frank halte ich für einwandfrei, wenn er die Sache übernimmt.
Er ist ein ausgesprochen politischer Kopf, war es schon vor dem Kriege, war es als ös-
terreichischer Officier im Kriege und ist es bis heute geblieben, wenn auch nunmehr
in resignierter Gelassenheit, und ohne jemals Parteimann gewesen zu sein. Dass Sie
für Nietzsche ein besonders gutes Bändchen brauchen, und dass dieses besonders
schwer ist, ist mir klar. Die Aufgabe ist grossartig. Hätte ich nicht Wichtigeres zu tun,
würde ich sie gern selbst übernehmen. Ich habe noch ein Vorlesungsmanuscript,197
das 15 Jahre alt ist. Damals las ich ein ganzes Semester über Nietzsche. Aber auch wenn
ich Zeit hätte, liesse sich das ursprüngliche Interesse doch kaum wiederholen. Viel-
leicht käme Dr. Werner Brock, Privatdocent in Freiburg, in Erwägung.198 Über ihn
würde ich Ihnen bei Ihrem freundlich in Aussicht gestellten Besuch mündlich berich-
ten. Für das Kierkegaard-Bändchen ist ein Theologe aus dem Barthkreis natürlich zeit-
gemäss; dagegen scheint mir nichts einzuwenden.
 
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