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Karl Jaspers - de Gruyter
friedigenden Lösung gekommen, dann ist mir eigentlich für alles Weitere kaum mehr
bange.
Bei Augustin und Thomas wird die von Ihnen vorgesehene Lösung sich nicht blos
[als] möglich, sondern auch als durchaus adäquat erweisen. Auch mit Marx, bei dem
mir allerdings auch stärkste Betonung des politischen Moments empfehlenswert er-
scheinen möchte, wird eine durchaus befriedigende Lösung nicht allzu schwierig
sein. Was Kierkegaard betrifft, so möchte ich keineswegs empfehlen, sondern nur ganz
unverbindlich zur Diskussion stellen, ob hier nicht möglicherweise auch ein Theo-
loge aus dem Barth-Gogarten-Kreis in Frage kommen könnte.193 Ein Gedanke, bei dem
ich möglicherweise mit unter dem Einfluss eines verlagspolitischen Moments stehe;
wahrscheinlich spielt hier auch mit, dass ich heute den theologischen Interessenten-
kreis nach Ausdehnung und Intensität vielleicht leichter einschätzen kann als den
philosophischen; wobei ich aber für jede Orientierung dankbar wäre.
Mit Nietzsche - Plato, Thomas - Augustin, Weber - Marx, Kierkegaard hätten wir
dann schon eine unbedingt sachlich hocherfreuliche und verlegerisch tragfähige Se-
rie beieinander; ob und wie wir dann die heilige Siebenzahl in Richtung einer etwai-
gen Zwölfzahl ergänzen könnten oder sollten, wäre dann schon eine »spätere Sorge«.
Nietzsche - Plato scheinen mir, wie Sie sehen, der »Schlüsselpunkt« der zu erobern-
den Front. Ist der genommen, so fällt alles andere automatisch nach. Damit haben Sie
meine »Generalidee« für die bevorstehende »Campagne«. Dass Sie mich hier Ihrer gü-
tigen Unterstützung im Personellen versichern, gibt mir den besten Mut, dass der
»Schlüsselpunkt« nicht blos überhaupt, sondern schon so zu gewinnen sein möchte,
dass dann auch einem frischen und fröhlichen Neu-Einsetzen Ihres Impetus zum We-
ber-Bändchen nichts mehr im Wege stehen dürfte.
Alles, was Sie und alles, was die Berliner mir über Ihren dortigen Besuch berich-
ten,194 stimmt schönstens überein und hat mich aufs herzlichste gefreut! Zunächst
»bebrüte« ich noch etwas die Nietzsche-Frage; sobald ich hier vollends klar zu sehen
glaube, werde ich mich melden mit der Bitte, dann wieder auf eine Stunde bei Ihnen
vorsprechen zu dürfen.
Wenn Sie schon vorher zu dem, was ich Ihnen heute alles - natürlich als durchaus
unmassgebliche Gedanken und Reflexionen - vorgetragen, mit einem Wort Stellung
zu nehmen Stimmung und Zeit fänden, würde ich mich natürlich nur freuen.
Inzwischen mit herzlichen Empfehlungen und besten Wünschen fürs Semester -
von Haus zu Haus - stets
Ihr ganz ergebener
P. Hartmann
P.S. Über das, was Sie zur Neubearbeitung Ihres Bändchens schrieben, freue ich mich
noch ganz besonders!
Karl Jaspers - de Gruyter
friedigenden Lösung gekommen, dann ist mir eigentlich für alles Weitere kaum mehr
bange.
Bei Augustin und Thomas wird die von Ihnen vorgesehene Lösung sich nicht blos
[als] möglich, sondern auch als durchaus adäquat erweisen. Auch mit Marx, bei dem
mir allerdings auch stärkste Betonung des politischen Moments empfehlenswert er-
scheinen möchte, wird eine durchaus befriedigende Lösung nicht allzu schwierig
sein. Was Kierkegaard betrifft, so möchte ich keineswegs empfehlen, sondern nur ganz
unverbindlich zur Diskussion stellen, ob hier nicht möglicherweise auch ein Theo-
loge aus dem Barth-Gogarten-Kreis in Frage kommen könnte.193 Ein Gedanke, bei dem
ich möglicherweise mit unter dem Einfluss eines verlagspolitischen Moments stehe;
wahrscheinlich spielt hier auch mit, dass ich heute den theologischen Interessenten-
kreis nach Ausdehnung und Intensität vielleicht leichter einschätzen kann als den
philosophischen; wobei ich aber für jede Orientierung dankbar wäre.
Mit Nietzsche - Plato, Thomas - Augustin, Weber - Marx, Kierkegaard hätten wir
dann schon eine unbedingt sachlich hocherfreuliche und verlegerisch tragfähige Se-
rie beieinander; ob und wie wir dann die heilige Siebenzahl in Richtung einer etwai-
gen Zwölfzahl ergänzen könnten oder sollten, wäre dann schon eine »spätere Sorge«.
Nietzsche - Plato scheinen mir, wie Sie sehen, der »Schlüsselpunkt« der zu erobern-
den Front. Ist der genommen, so fällt alles andere automatisch nach. Damit haben Sie
meine »Generalidee« für die bevorstehende »Campagne«. Dass Sie mich hier Ihrer gü-
tigen Unterstützung im Personellen versichern, gibt mir den besten Mut, dass der
»Schlüsselpunkt« nicht blos überhaupt, sondern schon so zu gewinnen sein möchte,
dass dann auch einem frischen und fröhlichen Neu-Einsetzen Ihres Impetus zum We-
ber-Bändchen nichts mehr im Wege stehen dürfte.
Alles, was Sie und alles, was die Berliner mir über Ihren dortigen Besuch berich-
ten,194 stimmt schönstens überein und hat mich aufs herzlichste gefreut! Zunächst
»bebrüte« ich noch etwas die Nietzsche-Frage; sobald ich hier vollends klar zu sehen
glaube, werde ich mich melden mit der Bitte, dann wieder auf eine Stunde bei Ihnen
vorsprechen zu dürfen.
Wenn Sie schon vorher zu dem, was ich Ihnen heute alles - natürlich als durchaus
unmassgebliche Gedanken und Reflexionen - vorgetragen, mit einem Wort Stellung
zu nehmen Stimmung und Zeit fänden, würde ich mich natürlich nur freuen.
Inzwischen mit herzlichen Empfehlungen und besten Wünschen fürs Semester -
von Haus zu Haus - stets
Ihr ganz ergebener
P. Hartmann
P.S. Über das, was Sie zur Neubearbeitung Ihres Bändchens schrieben, freue ich mich
noch ganz besonders!