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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0278
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Karl Jaspers - de Gruyter

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ist mein Nietzsche praktisch so unzugänglich wie vorher. Die neuen Generationen
wissen garnichts von dem Buch.
Das Göschenbändchen 1000 ist erschienen gerade zur Währungsreform. Ich
freute mich dessen. Aber ich habe von Absatz und Aufnahme noch nichts gehört.
Hätte ich 1945, als ich den Verlag bat, zu entscheiden, ob er Neudruck machen wolle
oder ob ich die Werke in anderen Auftrag geben solle, zugleich eine Frist von etwa ei-
nem Jahre gesetzt, so wären diese Schriften heute in grossen Auflagen verbreitet. Ich
habe mich bisher nicht beklagt, vor allem wegen meiner Wertschätzung für Herrn
Cram, und weil ich ein Klagen, ohne den Weg der Besserung zu sehen, für verkehrt
halte. Nun kommt mir das Glück, dass Sie sich mir anbieten. Und ich hoffe auf Sie.
2) Der Verlag »Kunstkreis«, C. Lienhard, Zürich, hat sich im Juni, nachdem er
meine Zustimmung hatte, an den Verlag W. de Gruyter gewandt mit dem Angebot,
meine »Geistige Situation der Zeit« in der Schweiz in einer Parallelausgabe zu brin-
gen.321 Dies war mir ungemein willkommen, praktisch ist der Absatz deutscher Bücher
ausserhalb der Grenzen nicht möglich und zudem wäre die Schrift endlich wieder auf
gutem Papier und haltbar für die Welt herausgekommen. Wegen der Lage heute sind
mehrere kleine Schriften von mir mit Zustimmung der deutschen Verlage parallel in
der Schweiz erschienen (Schuldfrage. Der philosophische Glaube. Unsere Zukunft
und Goethe).322 De Gruyter hat abgelehnt. Das hat mich sehr bitter gestimmt. Es ist -
im Gegensatz zu der Aufgabe der Verbreitung und des zur Wirkung bringen[s], wie Sie
sie verstehen - im Effekt, ohne Absicht, ein Abwürgen meiner geistigen Wirkung. Das
könnte mit einem einzigen schnellen Entschluss sofort geändert werden.
Sie können sich kaum vorstellen, wie mir zumute ist, wenn ich von Argentinien
bis Australien, von U. S. A. bis Palästina von meinen neuen Büchern höre, aber nur von
den in der Schweiz erschienenen.
Dabei spielt auch das Materielle eine Rolle. Dem deutschen Verlag, wenn er nur ka-
pitalistisch denken wollte, erwächst kein Schaden. Meine Bücher aus dem de Gruy-
ter-Verlag könnten in der vielfachen Anzahl der tatsächlich gedruckten Exemplare in
Deutschland selbst abgesetzt werden, während die Bücher, wie man sieht, faktisch
nicht über die Grenzen zu bringen sind. Ich hätte zudem hier eine mir sehr wertvolle
Frankeneinnahme (denn mein kleines Beamteneinkommen erlaubt mir nur sehr ge-
ringe Hilfe für meine durch die deutschen Verbrechen seit 1936 zu Emigranten und
Bettlern gewordenen Angehörigen). Die anderen Verleger haben die gesamten Fran-
keneinnahmen - aus der Licenz - mir überlassen. Für de Gruyter hatte ich hälftige Tei-
lung dem Kunstkreis-Verlag gegenüber in Aussicht genommen, wenn der de Gruyter-
Verlag darauf bestehe, obgleich er von den Franken nach Umwertung in deutsches
Geld unverhältnismässig wenig hat.
3) Was das Financielle angeht, so hatten Herr Cram und ich gelegentlich eines Be-
suches in Heidelberg ausgemacht, dass mein Honorar entgegen den früheren Verträ-
 
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