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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0402
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Karl Jaspers - Springer

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gieren. Nun hätte ich den Wunsch, dass dieses Werka Ende des kommenden Winters
gedruckt würde. Darum würde ich Sie jetzt gern um einen Verlagsvertrag bitten. Der
Umfang wird nach meiner Schätzung meine »allgemeine Psychopathologie« wohl et-
was übertreffen. Ich bin überzeugt, dass der Erfolg dieses Buches während des Krieges
nicht geringer ist als nach dem Kriege. Es ist zwar mit wissenschaftlichen und fach-
mässigen Mitteln gearbeitet, wendet sich aber äusser an Philosophen, Psychologen
und Psychiater überhaupt an Gebildete. Ich glaube nach vielen Anzeichen, dass es in
der gegenwärtigen Zeit auf ein Bedürfnis weiterer Kreise stösst. Überall tauchen ja jetzt
zunehmend weltanschauliche Fragen auf und bewegen viele Menschen (sichtbar in
den Zeitungen, auf der Bühne, im Religiösen, vor allem auch bei der heutigen Jugend).
Es ist schwer, Ihnen von der Art des Buches eine Vorstellung zu geben. Etwas Ähnli-
ches gibt es bisher nicht. Während der Philosoph alten Stils eine bestimmte Weltan-
schauung vertritt und propagiert, wird hier versucht, vergleichend die Möglichkeiten
und Bewegungen, die Gegensätze, die Situationen und die Kräfte zu zeigen (doch das
sind alles so allgemeine Worte, die Ihnen wenig sagen!). Es wird versucht, nirgends
das Wissenschaftlich-Mögliche zu überschreiten,b hier aber auch bis zu den äussers-
ten Grenzen zu gehen und überalF praecis und klar zu fassen, was in den Seelen meist
unklar und halbbewusst vor sich geht. Einen gewissen Anhalt für die Wirkung mei-
nes Versuchs habe ich dadurch, dass ich das Buch zweimal als Vorlesung vorgetragen
habe, beide Male vor grossem Auditorium, das zweite Mal vor dem grössten, das ich
bisher überhaupt hatte (es vergrösserte sich noch während des Semesters). Mehrere
Persönlichkeiten aus Heidelberger Docentenkreisen hörten regelmässig zu. Ich habe
nach allen Fragen, die an mich kommen, das Gefühl, dass man sich für keine mei-
ner Arbeiten so sehr interessiert wie für diese. Doch Autoren sind für ihre Sachen vor-
eingenommen. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich nach bestem Wissen mit der
mir möglichen Kritik für meine Weltanschauungs-Psychologie so optimistisch bin.
Schliesslich sind Sie ja immer bei Übernahme eines Buchs in Ihren Verlag auf ein ge-
wisses Vertrauen zum Autor angewiesen.0
Über meine Psychopathologie möchte ich Ihnen folgende Meinung zur Erwägung
vortragen: Das Buch wird in 2. Aufl. ziemlich erheblich umgearbeitet unde verbessert.
Es liegt mir an einer Neuauflage darum ausserordentlich, da ich nicht gern mit der ers-

a nach Werk im Entwurf das an Umfang nach meiner Schätzung meiner Psychopathologie etwa
entspricht, vielleicht auch um einiges übertrifft
b nach überschreiten, im Entwurfgestr. keine Stellungnahme wird vorweggenommen
c nach überall im Entwurf gestr. möglichst
d von Schliesslich bis angewiesen, im Entwurf Vdg. für Es liegt mir daran, über den Druck mir
endgültig die Gewissheit verschaffen zu können, da ich davon die Verteilung meiner sonstigen
Arbeiten abhängig machen muss.
e nach und im Entwurf sehr
 
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