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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0539
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Karl Jaspers - Springer

Leserschaft nicht die Fächer, die ihre Zeitschrift unter allen Umständen brauchen,
sondern frei interessierte, einzelne Personen oder Institute. Die Eignung des Redak-
tors scheint mir vor allem darin zu liegen, dass er die Einfälle hat, um vorzuschlagena,
und das erfordert eine Beteiligung an der Sache, die ohne eine universale Eigenori-
entierung des Redaktors und ohne ständiges Darandenken, Aufhorchen und Umhö-
ren nicht möglich ist.
Nun zu den beiden von Ihnen ins Auge gefassten Kandidaten. Herr Rossmann hat
meines Erachtens die sichere Urteilskraft, den weiten Horizont und Einfälle. Aber ich
meine, dass ihm die Aktivität fehlt, etwas hartnäckig zu behandeln und durchzuset-
zen. Er zögert leicht, scheut vermutlich direktes Zugehen auf die Autoren und hat wohl
auch nichtb die Begabung zu überreden und zu insistieren. Er ist durch seinen Beruf
voll in Anspruch genommen, wird ohnehin allzu viel durch Nebengeschäfte abge-
lenkt. Ich glaubec nicht, dass er regelmässig etwa einen halben Tag auf die Redaktion
verwenden könnte. Nebenher lässt sich eine solche Sache nicht machen. Dasselbe gilt
meines Erachtens für Herrn von Weizsäcker. Er hat sich mit vielen Aufgaben bepackt.
Er würde vermutlich ebenso wenig Zeit für die Redaktion haben. Würde er aber, un-
ter Voraussetzung eines Redaktionsassistenten, die Sache übernehmen, so würde das
notwendig bedeuten, dass dieser Assistent weitgehend der Redaktor wird. Weizsäcker
würde gewiss Namen nennen, viele Autoren kennen. Dass er zur Planung der Themen
für den weiten Umkreis der gesamten Wissenschaften fruchtbare Einfälle hätte, ist
mir nicht gewiss0. Am Rande seiner im Naturwissenschaftlichen und Technischen,
und jetzt sogar im Militärtechnischen meisterhaften Klarheit raunt er gern von Ge-
heimnissen.970 Aber ich sehe bei ihm nicht eine wirkliche Universalität. Dazu kommt
eine Neigung, geistige Dinge auch zu manipulieren6. Das liegt mir nicht und für eine
Zeitschrift von universalem Charakter erscheint es mir nicht vorteilhaft. Sie erinnern
sich vielleicht, dass er seinerzeit aus dem Herausgeberkollegium des Studium generale
ausschied wegen eines Aufsatzes von mir über »Arzt und Patient«.971 Er hatte darüber
vorher mit mir gesprochen. Wenn er sich auf seine Eigenschaft als Neffe Viktor von
Weizsäckers bezog, von dessen öffentlichen Äusserungen einige höchst beunruhi-
gende von mir herausgehoben waren, so dass sie für Viktor von Weizsäcker fast diffa-
mierend wirkten, so habe ich doch damals in seiner Begründung und seinem Verhal-

a nach vorzuschlagen im Entwurf und aufzufordern
b statt auch nicht im Entwurfwenig als Vdg. für nicht
c statt Ich glaube im Entwurf m. Bleist, gestr. Sein Weg erlaubt es m.E.
d stott nicht gewiss im Entwurf zweifelhaft; danach m. Bleist, gestr. Wohl spricht er gerne, sozusagen
anhangsweise, von dunklen Dingen
e statt geistige Dinge zu manipulieren im Entwurf die geistigen Dinge zu «manipulieren», auch
»praktisch« werden zu lassen, die vielleicht auch einen Sinn hat, mir aber nicht liegt
 
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