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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0547
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Karl Jaspers - Springer

2. Da der Verlag unter solchen Bedingungen das Studium generale fortsetzt, ist
es unausweichlich, von Zeit zu Zeit Überlegungen anzustellen, was ohne Gefahr für
das Studium generale und den Verlag an Dr. Thiel zu konzedieren möglich ist. Hier
scheint mir im gegenwärtigen Falle der Vorschlag, Dr. Thiel unter Bedingungen die
Veröffentlichung eigener Aufsätze wieder zu gestatten, sinnvoll. Für jeden Aussen-
stehenden, der die Antezedenzien nicht kennt, ist es verwunderlich, dass der Heraus-
geber eines Blattes selbst in ihm nicht publizieren darf. Daher lässt sich, wenn über-
haupt das Verhältnis fortgesetzt wird, eine neue Publikationserlaubnis wohl schwer
vermeiden. Wenn jedesmal ein Gutachten von einer in akademischen Kreisen als Or-
dinarius anerkannten Persönlichkeit vorliegt, ist, wie mir scheint, der Verlag gegen et-
waige Angriffe anlässlich eines Aufsatzes geschützt und die Zeitschrift selber in kei-
nem Falle ernstlich geschädigt.
3. Gutachten sind keine Kleinigkeit. Sie erfordern erhebliche Zeit. Wenige Leute
machen das gern. Entscheidend ist, dass der Name des Gutachters für den Verlag eine
genügende Sicherung bedeutet, er bei einem Konfliktfall dieses Gutachten vorlegen
oder gar, wenn nötig, veröffentlichen kann. Nun, das ist ja sehr unwahrscheinlich.
Auf jeden Fall scheint mir der Verlag genug zu tun, wenn er nach dem Maßstab der
faktischen akademischen Stellung des Gutachters der Veröffentlichung zustimmt,
falls das Gutachten positiv ausfällt.
4. Die Schwierigkeiten liegen nun einzigartig bei den philosophischen Thema-
tena. Dr. Thiel wählt natürlich nur solche. Die beiden jetzt vorgelegten Themata sind
von dieser Art. Da ist der Unterschied von Naturwissenschaften, Medizin, Philolo-
gie, Geschichte und allen andern Wissenschaften ein grundsätzlicher: es gibt in der
Philosophie keine eigentliche Kompetenz. Ein Vertreter des Faches Philosophie strei-
tet dem andern nicht selten seine Urteilsfähigkeit ab. Darum wird man für solche
Arbeiten auch nicht nur Philosophen, sondern vor allem auch Theologen und Geis-
teswissenschaftler als Gutachter zulassen. Professor Sedlmayr ist ein als Kunsthisto-
riker bekannter Name (auf die Fragwürdigkeiten kommt es hier nicht an).988 Professor
Ratzinger ist mir nicht bekannt.989 Einen Philosophieprofessor zu nennen, fällt mir
schwer. Ausgesprochene Feinde Dr. Thiels müssten ausscheiden. Rossmann wäre m.E.
sehr urteilsfähig und gerecht, aber ich möchte ihn, der sich durch Augenblicksauf-
gaben mehr ablenken lässt, als seiner eigenen Sache gut ist, nicht gern belasten. Üb-
rigens sind vielleicht Heidelberger überhaupt in der Situation ungeeignet. Ich kann
Ihnen keinen Gutachter vorschlagen, bin aber bereit, wenn Sie mir Namen nennen,
meine Meinung zu sagen, insoweit mir die Namen bekannt sind. Das ist, zumal un-
ter den Jüngeren, in meinem Alter immer weniger der Fall. Das äusserliche Kriterium

a Thematen hs. Vdg. für Themata
 
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