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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0679
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Karl Jaspers - Noboru Hosoo (1959-1965)

580 Noboru Hosoo an Karl Jaspers
Manuskript; DLA, A: Jaspers
Kamakura, den 21. September 1959
Hochgeehrter Herr Professor!
Bitte verzeihen Sie mein langes Schweigen. Sie würden viel öfter einen Brief von mir
bekommen, wenn es nicht so schwer für mich wäre, gutes Deutsch zu schreiben. Wür-
den Sie wohl so freundlich sein, meinen Brief, in dem ich die Möglichkeiten meiner
Zukunft erklärt, zu lesen?
Für mich ist das Arztsein (Guter-Arzt-Seina) wünschenswertest. Es kann konkrete
Praxis Ihrer Philosophie sein. Aber leider ist es fast unmöglich, denn meine körper-
liche Kraft, die im Alltag des Arztes unentbehrlich ist, ist nicht genug. Schlafstörung
und leichte Ermüdbarkeit dauern lange Zeit.
Ob es möglich oder nicht ist, möchte ich jedenfalls mein »kurzes« Leben der Über-
setzung einigen Ihrerb Schriften widmen. Für mich ist es auch sehr schwer, denn mein
Deutsch ist schlecht und meine philosophische Vorbildung und Arbeitsfähigkeit ist
gering. Aber ich möchte irgendwie diese Arbeit vollenden. Denn ich möchte Ärzte
(Psychiater) und Medizin (Psychiatrie) mit Ihrem Gedanken beseelen und vertiefen.
Es ist recht schade, dass Ihre schönen Bücher wegen des Worteszaunes [sic!] und des
schweren Zustandes des Verlages von Japanern nicht gelesen werden. Ich möchte sie
sogar auf eigene Kosten herausgeben. Obwohl es obengesagte Störungen gibt, kann ich
die Hilfe und Leitung von Herrn Professor Saburo Suzuki [er]bitten und ist das Bedürf-
nis der Arbeitsfähigkeit, die hier verlangt wird, nicht so zwingend wie im Alltag des
Arztes, weil ich ruhen kann, wenn ich ermüde.1338 (Am ersten möchte ich »Psychologie
der Weltanschauungen« ins Japanische übersetzen. Würden Sie wohl so freundlich
sein, mir die Bewilligung des Übersetzens zu geben?)
Bisher versank ich manchmal in Verzweiflung. Dabei dachte ich folgend: »Für
mich ist die erste Frage nicht, wie ich leben solle, sondern ob ich leben solle. Ich kann
mein Leben nicht lieben, nicht weil ich das Leben nicht liebe, sondern weil ich es herz-
lich liebe. Wenn mein Leben auch keinen Sinn hat, hat mein Tod doch einen Sinn,

a statt Guter-Arzt-Sein im Manuskript Guterarztsein
b statt einigen Ihrer im Manuskript Ihrer einigen
 
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