Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0691
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karl Jaspers - Panagiotis Kanellopoulos
(1938-1952)
5PJ Karl Jaspers an Panagiotis Kanellopoulos
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: faspers
Heidelberg, den 5. II. 38
Sehr verehrter Herr Kanellopoulos!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihren gütigen Brief, mit dem Sie auf meinen »Descar-
tes« antworteten.1364 Heute kommen nun noch Separata Ihrer Besprechung im Ar-
chiv.1365 Auch dafür danke ich Ihnen sehr. Es hat etwas tief Befriedigendes für mich,
dass Sie meinen Arbeiten ein so lebendiges Interesse zuwenden.
Mit besonderer Freude höre ich, mit wie grossen Schritten Kapetanakis voran-
schreitet und seine ersten beträchtlichen Erfolge bei Menschen von Rang und beim
Publikum erobert.1366 Er wird dadurch gewiss nicht übermütig werden. Wie ich ihn die
zwei Jahre in Heidelberg kennen lernte, dürfen wir von ihm erwarten, dass er seine un-
beirrbare Arbeitsdisciplin bewahrt und durch die eigentümliche Leichtigkeit der Er-
folge beim Sprechen sich nicht verführen lässt. Nur ein grosses Ziel, zu dem das Leben
nicht ausreicht und an dem gemessen das jeweils Geleistete unzureichend ist, vermag
den Atem zu bewahren. Und niemand nimmt einem Menschen das innerste Gewis-
sen ab, an dem die Prüfung ständig erneuert wird. Dass Kapetanakis ein solches Ge-
wissen hat, war mir das grosse Glück im Zusammensein mit ihm. Er wird es nicht ver-
lieren, zumal er solche Freunde hat, wie Sie, die auch von aussen unerbittlich urteilen.
Ich hoffe, dass es Ihnen einigermassen gut geht. Hier bin ich bei meiner Arbeit
zufrieden. Die ständige Erregung durch die Weltverhältnisse - ich habe mir zur täg-
lichen Mahnung einen Globus auf den Schreibtisch gestellt - erlaubt zwar nicht die
schöne Ruhe des geistigen Lebens einer vergangenen Zeit. Aber man muss seine eige-
nen Arbeiten so machen, als ob man Jahre zur Verfügung hätte. Ein glückliches Ge-
schick kann solchen Arbeiten hold sein. Wenn nicht, so ist genug, sich nach Kräften
angestrengt zu haben.
Gleichzeitig schicke ich Ihnen die gerade erschienene Vorlesungsreihe, die Ihnen
nun vermutlich zu früh kommt.1367 Das würde ich sehr beklagen. Hoffentlich ist das
nicht schlimm. Ich schicke beides an Kapetanakis, da ich Ihre Adresse nicht habe.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr sehr ergebener
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften