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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0717
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Karl Jaspers - Paul Arthur Schilpp

Frau Dr. Hannah Arendt-Blücher
130 Morningside Drive, NEW YORK 27.
In ihrem Briefe sprach Hannah Arendt ihr Verwundern aus, dass Sie den Eingang ih-
res Manuskripts (der Zeitpunkt muss schon länger zurückliegen) garnicht bestätigt
haben.1439 Nun, das ist jetzt indirekt geschehen.
Mit guten Wünschen und herzlichen Grüssen
Ihr sehr ergebener
614 Karl Jaspers an Paul Arthur Schilpp
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 2. Oktober 1953
Sehr verehrter Herr Kollege!
Schönen Dank für Ihren letzten Brief. Heute geht das Manuskript meiner Autobiogra-
phie durch Luftpost an Sie ab, eingeschrieben und versichert. Wollen Sie so freund-
lich sein und mir den Eingang möglichst gleich bestätigen, dann bin ich beruhigt.
Ich habe in meiner Autobiographie den ganzen Abschnitt über Heidegger herausge-
nommen. Das hat folgenden Grund: Bei näherer Vergegenwärtigung fand ich, dass diese
biographische Erinnerung faktisch doch eine sozusagen persönliche Kritik einschliesst.
Das ist aber etwas Halbes. Wenn ich in der Öffentlichkeit zu Heidegger mich äussere,
dann muss ich über Heideggers Werk in concreto und im einzelnen kritisch mich aus-
sprechen. Das aber gehört nicht in eine Autobiographie. Und dazu bin ich im Augen-
blick auch nicht bereit, da es mich zuviel Zeit kosten würde. Daher verschiebe ich das
Ganze.1440 Den aus der Autobiographie herausgenommenen Teil würde ich dann in einer
etwaigen Broschüre über Heidegger mitverwenden. Sie werden vielleicht betrübt sein
über diesen Wegfall. Aber Sie werden bei Vergegenwärtigung sicher ebenso wie ich zu
der Überzeugung kommen, dass man eine Kritik nur ganz oder garnicht machen kann.
Hätte ich vorher eine Broschüre über Heideggers Werk geschrieben, dann würde nach-
träglich eine solche biographische Erinnerung erlaubt sein. Die umgekehrte Reihen-
folge scheint mir unmöglich. Es wundert mich, dass mir das nicht von Anfang klar war.
Den Aufsatz von Jean Wahl habe ich nicht erhalten.1441 Es ist jetzt auch unmöglich,
noch darauf zurückzukommen. Meine Antwort ist, wie ich Ihnen schon geschrieben
habe, jetzt in der Abschrift. Wenn die Abschrift fertig ist, werde ich sie noch durch-
sehen und nach Kräften kürzen. Aber Neues hinzufügen kann ich dann nicht mehr.
Es ist mir jetzt anderes im Kopf, und man kann nicht beliebig auswechseln, womit
man sich beschäftigt. - Meine Antwort wird schätzungsweise 140 bis 150 Schreibma-
schinenseiten umfassen. Dafür ist die Autobiographie um 20 Seiten kürzer geworden.
 
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