Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0020
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung des Herausgebers

»Sie sind [...] für meine Arbeit und mich ein Glücksfall ersten Ranges geworden«,1
gestand Karl Jaspers seinem Verleger Klaus Piper in der Dankesrede am 23. Februar
1953 nach Überreichung der Festgabe Offener Horizont.2 Für dieses Wort höchster Aner-
kennung gab es gute Gründe. Zum einen hat Jaspers in Piper einen Verleger gefunden,
der jeden seiner Texte, insbesondere die späteren politischen Schriften, gründlich stu-
dierte, mitbedachte und in einem gewissen Rahmen auch mitgestaltete, indem er Ver-
besserungsvorschläge äußerte oder Ergänzungen anregte. Darüber hinaus besaß Piper
einen ausgeprägten Sinn für das, was Jaspers »Propaganda für die Wahrheit«3 nannte.
Der heute vorwiegend negativ konnotierte Begriff im Sinne einer gezielten Vereinnah-
mung der Masse für bestimmte Ideologien, also gerade ohne Rücksicht auf Wahrheit,
wurde zu Jaspers' Lebzeiten auch im Sinne von Werbung verwendet. Weil die Wahr-
heit nicht von selbst zu den Menschen gelangt, bedarf sie moderner Medien, und
Piper erwies sich als äußerst geschickt darin, Verbindungen zu Presse und Rundfunk,
später auch zum Fernsehen und zur Schallplattenindustrie herzustellen. Schließlich -
und das war vielleicht der gewichtigste Grund - kam es für Jaspers darauf an, dass ein
Verlag, dem er nach 1945 seine Schriften anvertraute, hinsichtlich nationalsozialisti-
scher Tendenzen völlig unbescholten und unbelastet war. Als ein solcher Verlag galt
Piper weithin. Reinhard Piper war als Mitglied des Börsenvereins der Deutschen Buch-
händler zwar Mitglied der Reichsschrifttumskammer, aber weder er noch sein Sohn
Klaus war Mitglied der NSDAP,4 was die im VA Piper und im Bundesarchiv erhaltenen
Dokumente belegen.
Piper war nicht der einzige Verlag, der nach der Befreiung in Frage kam. Da gab es
zunächst einmal die beiden renommierten Häuser Springer und de Gruyter, bei denen
Jaspers die meisten seiner bisher erschienenen Werke publiziert hatte: bei Springer die

I K. Jaspers: Antwort in mündlicher Rede am Vormittag 23. 2. 53 auf die Überreichung der Fest-
schrift, in diesem Band, S. 173. Diesen Ausspruch nahm Edda Ziegler in ihre Verlagsgeschichte auf
und benannte mit ihm das Kapitel über die Beziehung des Piper Verlags bzw. des Verlegers zu Karl
Jaspers. Vgl. E. Ziegler: 100 Jahre Piper. Die Geschichte eines Verlags, München, Zürich 2004,174-187.

2 Vgl. K. Piper (Hg.): Offener Horizont. Festschrift für Karl Jaspers, München 1953.

3 Vgl. dazu die einschlägigen Stellen und weiterführenden Überlegungen in: D. Fonfara: »Ein-
leitung des Herausgebers«, in: K. Jaspers: Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen,
KJG 111/8.I, XX1X-XCV, hier: XXXV-XL.

4 Vgl. E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 115, 372, Anm. 5.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften