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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

XXIII

metaphysisch gegründete Logik seit Hegel sein. Sie soll aus vier Bänden bestehen: der
erste Band ist der eigentlich philosophische, er wird den Sondertitel >Von der Wahr-
heit führen [...]. Es ist sofort zu sehen, daß [...] gerade die >Logik< für den Goverts-Ver-
lag [...] am schwersten zu verdauen sein würde.«23 Jaspers habe seine grundsätzliche
Bereitschaft gezeigt, doch wolle er sich in der jetzigen, so unsicheren und für seine
Frau und ihn bedrohlichen Situation nicht auf einen Verlag festlegen.24 Diese Ein-
schränkung muss Claassen offensichtlich überlesen haben, denn in seiner Antwort
an Sternberger schrieb er, der Goverts Verlag plane als Erstes die Veröffentlichung
von Nietzsche und das Christentum, danach die eine oder andere der 10 Abhandlun-
gen und erst danach die Logik; in jedem Fall beabsichtige er, Jaspers »in umfassendem
Sinne herauszubringen«.25 Mit jenem Ansinnen dürfte Claassen die Chance verspielt
haben, überhaupt irgendeine Schrift zu verlegen. Denn später hat Jaspers es ausdrück-
lich abgelehnt und als aufdringlich empfunden, wenn andere Verlage alle Werke von
ihm über einen Exklusivvertrag herausbringen wollten,26 und dies als »Bausch- und
Bogen-Verfahren« bezeichnet.27 Obwohl der H. Goverts Verlag schon im Herbst 1945
die Lizenz erhielt, kam es nicht zu einer Zusammenarbeit.
Auch Piper - so sah es zumindest Jaspers - gehörte zu dieser zweiten Gruppe. Dass
die Wahl letztlich auf diesen Verlag fiel, hatte, wie so oft bei ihm, vor allem persön-
liche Gründe. Ausschlaggebend für die intensive, von gegenseitiger Wertschätzung
getragene, fast 25 Jahre währende Zusammenarbeit war - für Jaspers unvergesslich -
der Mut des jungen Klaus Piper, im Mai 1942 brieflichen Kontakt aufzunehmen und
ihn zu Veröffentlichungen zu ermuntern, sobald sich eine Gelegenheit dazu böte.28
Der Umstand, dass Jaspers kaum noch publizieren konnte, seitdem er wegen seiner
Ehe mit einer Jüdin zum 1. Oktober 1937 in den Ruhestand versetzt worden war,29
schreckte Piper offensichtlich nicht. Rückblickend bemerkt Jaspers, als er in den
1950er Jahren einmal vom Verlag Kohlhammer auf seine Verbindung zu Piper ange-
sprochen wird: »Piper steht mir dadurch nah, weil er in der Zeit, als ich von den Nazis
hinausgeworfen, vereinsamt in der Familie und mit wenigen Freunden lebte, schon
1942 an mich herantrat. Damals glaubten noch die meisten Leute an einen Sieg Hit-
lers. Die meisten Verleger waren in den Erscheinungen ihres Verlages Mitläufer. Piper
kam mir wie ein Strahl der Hoffnung in das Dunkel. Darum bin ich ihm bis heute

23 D. Sternberger am E. Claassen, 15./16. September 1944, DLA, A: Sternberger/»Panorama«.

24 Vgl. ebd.

25 E. Claassen an D. Sternberger, 23. September 1944, in: In Büchern denken, 497.

26 So etwa im Fall der Editions de Minuit (Paris). Vgl. K. Jaspers an P. Lescure, 9. Dezember 1946, KJG
111/8.I, 221.

27 K. Jaspers an K. Piper, 27. Januar 1948, in diesem Band, S. 64.

28 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 30. Mai 1942, ebd., 3.

29 Vgl. dazu D. Fonfara: »Einleitung des Herausgebers«, KJG III/8.1, LXX1-LXXXV.
 
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