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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LIX

Trotz eines im Nachlass erhaltenen Vorworts zum Deutschlandbuch, das nicht vor
1951 abgefasst worden sein kann, und in dem auch Klaus Piper wegen seiner entschei-
denden Ermunterung durch Gespräche und Briefe gewürdigt ist,254 hat Jaspers diese
Schrift nicht publiziert, seine Neigung zu den philosophischen Schriften war letztlich
stärker.
Eine nicht unwesentliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang sicherlich Ger-
trud Jaspers. So schreibt Jaspers einmal an Piper: »Meine Frau wehrt ab und möchte
völlige Konzentration auf die »Großen Philosophen«. [...] Dabei meine ich auf Grund
des schon Vorliegenden in zwei Monaten, die diesem Deutschlandbuch gewidmet
würden, es fertig zu bringen.«255 Dies akzeptiert Piper und stellt klar, als er einmal
wieder die besondere Wichtigkeit des Deutschlandbuches in Erinnerung ruft: »Ich
bin überzeugt, daß Ihr Deutschland-Buch eine Mission von gar nicht hoch genug
zu schätzender Bedeutung haben würde [...] Doch sehe ich den mahnend erhobe-
nen Zeigefinger der lieben gnädigen Frau und will deshalb hierüber nicht weiter
fortfahren.«256
Stets begrüßt Gertrud Jaspers es, wenn ihr Mann verkündet, sich fortan zur Politik
nicht mehr zu äußern, meist erfolgt dies zum Jahresende, erstmals 1958: Er sei nun zu
den großen Philosophen zurückgekehrt und lasse sich nicht »zu weiterer Ablenkung
in die Politik verführen.«257 Doch 1960 folgt das Interview mit Thilo Koch über Frei-
heit und Wiedervereinigung, das einen Sturm der Entrüstung und zugleich Berge von
Schmähbriefen auslöste. Darum erklärt Gertrud Jaspers zum Jahreswechsel 1960/61:
»mit d. Politik wird nun Schluss sein. Ich bin so froh darüber!«258 Doch Jaspers stellt ein
weiteres Jahr später fest: »Die Verführung, mich von der Politik einfangen zu lassen,
ist immer noch gross. Trudelein wirkt kräftig mit zu dem Entschluss, immer wieder
abzusagen, wenn ich aufgefordert werde, und die eigenen Impulse zu bremsen, wenn
die Zeitung mich zum Schreiben drängt.«259 Im Sommer 1962 beschließen sie, »nicht
mehr die Philosophie zu verlassen zugunsten politischer Aufsätze«.260 Zunächst mit
Erfolg. Es gelingt Gertrud, ihren Mann von einer Einmischung in die Spiegel-Affäre
abzuhalten.261 Doch knapp drei Jahre später, im Zuge der Verjährungsdebatten im

254 Vgl. K. Jaspers: Vorwort zu Deutsche Selbstbesinnung, o.D., DLA, A: Jaspers.

255 K. Jaspers an K. Piper, 24. Juni 1955, in diesem Band, S. 230.

256 K. Piper an K. Jaspers, 6. Oktober 1956, ebd., 263.

257 K. Jaspers an E. Dugend, 20. Dezember 1958, DLA, A: Jaspers.

258 G. Jaspers an E. Dugend, 31. Dezember 1960, ebd.

259 K. Jaspers an E. Dugend, 20. Dezember 1961, ebd.

260 K. Jaspers an S. Rossmann, 14. November 1962, ebd.

261 »Ich hielt ihn davon ab, sich in der Spiegelaffaire einzumischen. In seinem Alter bei der
Krankheit - und überhaupt. Lernen die Deutschen nie, was Demokratie ist?« (G. Jaspers an
H. Arendt, 19. November 1962, DLA, A: Arendt). Zur Spiegel-Affäre vgl. auch Stellenkommentar,
Nr. 1368.
 
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