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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0072
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Einleitung des Herausgebers

LXXI

uns. Über Dich nichts als Begeisterung und Freude, Dein Buch herauszubringen.«322
Jaspers ließ auf seinen Verleger nichts kommen, und er deutete an, dass er auch in
Zukunft nicht tiefer in die Angelegenheit dringen werde, zumal man es - was genau? -
ja längst wisse. Indem er im letzten Satz das Problem auf der persönlichen Ebene ent-
schärfte, ließ er es auf der sachlichen Ebene stehen.
Ein weiteres Signal empfing Jaspers drei Jahre später. Ingeborg Bachmann, seit
1956 Piper-Autorin, verließ im März 1967 wütend den Verlag: »Ich ziehe die Konse-
quenzen aus [...] dem, was im Verlag [...] vorgefallen ist. Ich gehe weg.«323 Piper hatte
für die Übersetzung des Gedichtbandes Gekreuzte Regenbogen der russischen Lyrike-
rin Anna Achmatowa den ehemaligen Hitlerjugendführer Hans Baumann beauftragt.
Dieser übertrug bereits den Gedichtband Requiem derselben Autorin ins Deutsche,
den der Piper Verlag seinen Autoren im Jahr zuvor als Weihnachtsgabe geschenkt
hatte:324 »Nicht Herr Baumann, sondern der Verlag macht mich seit Wochen krank.
Die Bereitschaft, sich mit einer schlechten Übersetzung und einem deutschen Lebens-
lauf, und dies auf Kosten der Achmatowa, abzufinden, also mit etwas viel auf ein Mal,
ist mir schon unbegreiflich. Mehr noch: dass Sie [...] diesen Entschluss mit Argumen-
ten stützen und Töne in Ihrem Plädoyer finden, die ich nie erwartet hätte. [...] Es hätte
keinen Sinn, mich umstimmen zu wollen [...]. Eine unerlässliche Voraussetzung für
eine weitere Zusammenarbeit und das Vertrauen sind nicht mehr da.«325 Klaus Piper
tritt nun als Kompromiss jenen Gedichtband an den Verlag Langewiesche-Brandt
(München) ab.326 Den Gedichtband hatte Piper auch Jaspers angekündigt, der sich
sehr dafür interessiert und um ein Exemplar bittet.327 Doch Rössner teilt lediglich mit:
»Der von uns angekündigte Band Achmatowa, Gekreuzte Regenbogen wird nicht
erscheinen«,328 was Jaspers bedauert, bis er selbst in Erfahrung bringt: »Das Werk der
Achmatowa kommt, wie ich irgendwo las, nicht bei Ihnen heraus. [...] Warum wohl
die Veröffentlichung nicht möglich ist?«329 Diese Frage lässt Piper unbeantwortet, er
wollte Jaspers den Grund - das Zerwürfnis mit Ingeborg Bachmann - nicht nennen.

322 K. Jaspers an H. Arendt, 27. Juli 1964, in: dies.: Briefwechsel 1926-1969, 595.

323 I. Bachmann an K. Piper, 18. März 1967, DLA,A: Piper. - Zur Vorgeschichte vgl. auch I. Bachmann
an K. Piper, 14. Februar 1967, ebd.

324 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 22. Dezember 1966, in diesem Band, S. 549. - Vgl. A. Achmatowa:
Requiem 1935-1940, übertr. von H. Baumann, Sonderausgabe für die Freunde des R. Piper & Co
Verlages, München 1966.

325 1. Bachmann an K. Piper, 18. März 1967, DLA, A: Piper.

326 Vgl. A. Achmatowa; Gekreuzte Regenbogen. Gedichte, ausgewählt u. übers, von H. Baumann, Mün-
chen 1967.

327 Vgl. K. Jaspers an K. Piper, 11. April 1967, in diesem Band, S. 582.

328 H. Rössner an K. Jaspers, 13. April 1967, DLA, A: Jaspers.

329 K. Jaspers an K. Piper, 4. Mai 1967, DLA, A: Piper. Vgl. dazu auch Stellenkommentar, Nr. 1912.
 
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