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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0118
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1946)

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11 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
25. April 1946
Sehr verehrter Herr Professor!
Für Ihr freundliches Schreiben vom 22.4.1946 danke ich Ihnen vielmals. Bei Abfas-
sung des Vertragsentwurfs war es mir natürlich klar, daß Ihre Wünsche in dem einen
oder anderen Punkt vielleicht von unseren Vorschlägen abweichen würden. Ich hatte
es nur für zweckmäßig gehalten, Ihnen gleich einen fertigen Entwurf zu senden und
die einzelnen Punkte nicht erst brieflich zu erörtern.
Wir haben Ihre Gegenvorschläge, verehrter Herr Professor, eingehend erwogen.
Bei der Vergebung des Übersetzungsrechts und auch der Frage einer Option für künf-
tige Werke haben wir uns Ihren Standpunkt zu eigen gemacht. Nachdem Sie sich
bezüglich Ihrer Arbeit über die »Schuldfrage« schon festgelegt haben, freuen wir uns
besonders, daß Sie hinsichtlich des »Deutschland-Buches« - berührt sich dies mit
Ihrer gegenwärtigen Vorlesung über die Situation der Zeit?47 - in erster Linie an unse-
ren Verlag denken wollen. Wie sehr Ihnen die Weiterarbeit an diesem Thema jetzt
schwer fallen mag angesichts der wahrhaft viel Zuversicht verlangenden gegenwärti-
gen Lage, kann ich Ihnen sehr gut nachfühlen.
In einem wichtigen Punkte des Vertrags möchte ich Sie, Herr Professor, bitten,
die von uns vorgesehene ursprüngliche Fassung anzuerkennen, nämlich darin, daß
wir den Vertrag mit Ihnen nicht nur für die erste Auflage des Werkes »Von der Wahr-
heit« abschließen, sondern dass der Vertrag für alle Auflagen gilt. Bitte erlauben Sie
mir, Ihnen diesen unseren Wunsch näher zu begründen. Zunächst darf ich voraus-
schicken, daß wir in unserem Verlag bisher ausnahmslos nur Verträge für alle Auflagen
abgeschlossen haben. Ich weiß aber auch von führenden wissenschaftlichen Verla-
gen, daß diese es stets so halten, von wenigen Ausnahmefällen abgesehen. Gewiß mag
es für einen Außenstehenden so scheinen, daß bei einer Beschränkung der vertrag-
lichen Bindung auf eine Auflage der Freiheit des Verfassers eine ebensolche des Ver-
lags gegenüber steht. In Wirklichkeit verhält es sich - zumindest theoretisch - doch
anders, denn, wenn die eine Auflage verkauft ist und für das Werk eine weitere Nach-
frage besteht, so kann der Verfasser den Verleger leicht in eine Zwangslage verset-
zen, indem er dem Verleger Bedingungen vorscheibt, die dieser nur im äußersten Fall
wird zurückweisen wollen. Denn welcher Verleger würde auf künftige Auflagen eines
wichtigen Werkes, von dem er eine Auflage gebracht hat, verzichten und dadurch
einen beträchtlichen Prestigeverlust auf sich nehmen wollen? Gewiß begibt sich auf
der anderen Seite der Autor, wenn er einem Verlag sein Werk für alle Auflagen über-
gibt, gewissermaßen seiner Freiheit. Er kann dies aber tun, weil er dem Verleger Ver-
trauen entgegenbringt, der ebenso von sich aus in das von ihm angenommene Werk
 
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