Karl Jaspers - Piper Verlag (1947)
45
29 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
zur Zeit Crans bei Montana-Vermala
16. Juli 1947
Sehr verehrter Herr Piper!
Wider Erwarten kamen mit Verspätung von einer Woche die Ausreise-Papiere noch
an. So sind wir in der Schweiz. Die Gastvorlesungen in Basel habe ich gehalten.134 Jetzt
sind meine Frau und ich auf Kosten der Universität zu einem Urlaub von 2 Wochen
hier zum Ausruhen in den Bergen.
Die Zeit benutze ich zur letzten Redaktion meiner Vorlesungen auf Grund der
Erfahrungen beim Vortrag in Basel. Der Erfolg war, was Hörerzahl betrifft, gross. Wäh-
rend man am Tage meiner Ankunft fürchtete, dass kein Hörsaal mehr einigermassen
gefüllt würde, da bei Semesterende schon alles auseinanderliefe, manche Professoren
schon geschlossen hätten usw. - und man mich bat, doch lieber im Oktober wieder-
zukommen, - jetzt wolle man mir meinen Schweizer Aufenthalt als Erholung financie-
ren -, war alsbald die Aula brechend voll, sodass ich meinen Katheder nur auf einem
Weg durch eine Hintertür erreichen konnte. Bei der Schlussansprache redete der Rek-
tor von der Zauberei, mit der die Auseinanderlaufenden noch einmal zusammenge-
halten seien. - Der inhaltliche Erfolg ist schwer zu beurteilen. Man war aufgeregt, hat
mir manches Schmeichelhafte gesagt, mich gleich wieder für nächstes Jahr eingela-
den.135
Nun, Ihnen das zu erzählen, war nicht der Grund meines Briefes, sondern eine
Frage: Ich möchte diese sechs Gastvorlesungen gern sehr bald gedruckt haben. Hie-
sige Wünsche, sie in der Schweiz zu drucken, habe ich abgelehnt.136 Das Wichtige ist
mir: sehr bald und in Deutschland.
Titel: Der philosophische Glaube
Untertitel der einzelnen sechs Vorlesungen:
I. Begriff des philosophischen Glaubens
2. Philosophische Glaubensgehalte
3. Der Mensch
4. Philosophie und Religion
5. Philosophie und Unphilosophie
6. Philosophie in der Zukunft
Umfang: Im Ganzen ca. 150 Schreibmaschinenseiten ä 32 Zeilen
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29 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
zur Zeit Crans bei Montana-Vermala
16. Juli 1947
Sehr verehrter Herr Piper!
Wider Erwarten kamen mit Verspätung von einer Woche die Ausreise-Papiere noch
an. So sind wir in der Schweiz. Die Gastvorlesungen in Basel habe ich gehalten.134 Jetzt
sind meine Frau und ich auf Kosten der Universität zu einem Urlaub von 2 Wochen
hier zum Ausruhen in den Bergen.
Die Zeit benutze ich zur letzten Redaktion meiner Vorlesungen auf Grund der
Erfahrungen beim Vortrag in Basel. Der Erfolg war, was Hörerzahl betrifft, gross. Wäh-
rend man am Tage meiner Ankunft fürchtete, dass kein Hörsaal mehr einigermassen
gefüllt würde, da bei Semesterende schon alles auseinanderliefe, manche Professoren
schon geschlossen hätten usw. - und man mich bat, doch lieber im Oktober wieder-
zukommen, - jetzt wolle man mir meinen Schweizer Aufenthalt als Erholung financie-
ren -, war alsbald die Aula brechend voll, sodass ich meinen Katheder nur auf einem
Weg durch eine Hintertür erreichen konnte. Bei der Schlussansprache redete der Rek-
tor von der Zauberei, mit der die Auseinanderlaufenden noch einmal zusammenge-
halten seien. - Der inhaltliche Erfolg ist schwer zu beurteilen. Man war aufgeregt, hat
mir manches Schmeichelhafte gesagt, mich gleich wieder für nächstes Jahr eingela-
den.135
Nun, Ihnen das zu erzählen, war nicht der Grund meines Briefes, sondern eine
Frage: Ich möchte diese sechs Gastvorlesungen gern sehr bald gedruckt haben. Hie-
sige Wünsche, sie in der Schweiz zu drucken, habe ich abgelehnt.136 Das Wichtige ist
mir: sehr bald und in Deutschland.
Titel: Der philosophische Glaube
Untertitel der einzelnen sechs Vorlesungen:
I. Begriff des philosophischen Glaubens
2. Philosophische Glaubensgehalte
3. Der Mensch
4. Philosophie und Religion
5. Philosophie und Unphilosophie
6. Philosophie in der Zukunft
Umfang: Im Ganzen ca. 150 Schreibmaschinenseiten ä 32 Zeilen