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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0159
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1947)

36 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Professor Jaspers Heidelberg Plöck 66
EV (Teilpublikation): E. Ziegler: »100 Jahre Piper. Die Geschichte eines Verlags«, München, Zürich
2004, 175-176.
Heidelberg, 20.12.1947
Sehr verehrter Herr Piper!
Als ich gestern meinen Brief an Sie diktierte, war ich noch nicht im Besitz der ersten 10
Exemplare. Nun sind sie da, und ich halte das fertige Buch in meinen Händen. Es ist ein
Augenblick, der mich bewegt. Dass das Erscheinen dieses Werkes wirklich geworden
ist, ist mir doch wie ein Wunder.175 Als ich es schrieb, habe ich mit meinem Verstand
nicht erwartet, dass das Manuskript vor Feuer und Vernichtung bewahrt werde und
dass eine Zeit käme, in der ich als Überlebender noch seinen Druck erleben könnte.
Einem Freunde, der mich 1938 oder 1939 erstaunt fragte, warum ich mir mit dieser
Arbeit solche Last auferlege, da doch der Druck des Werkes so gut wie ausgeschlossen
sei,176 antwortete ich: Wenn wir doch wider alles Erwarten noch die Vernichtung des
Nationalsozialismus erleben sollten, möchte ich die Zeit nicht verschlafen haben und
nicht mit leeren Händen dastehen. Nun, das war nicht der Grund der Arbeit, sondern
die Freude an der Arbeit als solcher. Nachdem jetzt die neue Zeit - so ganz anders, als
wir sie uns dachten - gekommen ist, war ein Erscheinen des so umfangreichen und
schwierigen Werkes keineswegs selbstverständlich, obgleich ein Schweizer bedeu-
tender Verleger es 1945 ohne weiteres drucken wollte; auch er würde jetzt vielleicht
zögern. Sie jedenfalls haben es übernommen, es in einem hervorragenden Zustand vor
die Welt zu bringen, haben unendliche Mühen damit gehabt, haben mir und meinem
Werke Vertrauen geschenkt und das Risiko übernommen. Ich habe wahrhaftig Grund,
Ihnen zu danken. Ich möchte auch danken allen Ihren Mitarbeitern, die bei der lang-
wierigen Arbeit unverdrossen - auch bei gelegentlichen Pannen - mitgewirkt haben,
Fräulein Troeltsch, Dr. Knaus, Frau Dr. Slavik, die mir persönlich bekannt geworden
sind, und den Anderen, deren Namen ich nicht kenne. Das Buch bietet sich dem Auge
vortrefflich dar. Es ist in Deutschland in heutiger Zeit etwas fast Unbegreifliches. Der
Druckerei und der Buchbinderei bin ich wirklich dankbar für deren Leistung. Aber
welch vielfaches, sorgendes Bedenken und Verhandeln und Lenken Ihrerseits wird
dabei erforderlich gewesen sein, bis alles gelang! Mit Ihrem Verlag bin ich nun durch
diese Leistung auf eine gewichtige Weise verbunden. Ihnen persönlich, verehrter Herr
Klaus Piper, bin ich besonders dankbar für Ihr grosses Verständnis, für die mehrfachen
gehaltvollen Briefe, die Sie im Gang der Arbeit mir geschrieben haben. Ich wünsche
herzlich die fruchtbare Fortsetzung der begonnenen Zusammenarbeit.
Ich nehme an, dass die 10 mir zugesandten Exemplare, anders als angekündigt war,
nicht aus der weniger wertvollen Ausgabe auf holzhaltigem Papier stammen, sondern
 
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