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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0235
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1951)

gangenheit usw. Auf der andern Seite ist aber viel neue gesunde Nüchternheit da, viel
Bereitschaft, die Aufgaben des Heute anzupacken und die Schuld an allem Unglück
nicht nurmehra bei den »andern« zu suchen. Es gibt, bildlich gesprochen, einen für
die Samen zur Aufnahme zukunftweisender Gedanken aufnahmebereiten Humus. Es
kommt auf den richtigen Anstoß an. Dieser könnte von Ihrem Buche ausgehen. Ich
bin sicher, daß es vieles Gute in Bewegung setzen würde.
Sie gehören, verehrter Herr Professor, zu den ganz wenigen Persönlichkeiten des
deutschen Geisteslebens von wirklicher Autorität. Sie haben schon einmal in wichti-
ger Stunde, wenn auch damals die allgemeine Entwicklung schon zu weit gediehen
war, das Beispiel des Wahrheitsuchers und Warners gegeben (1932 durch »Die gei-
stige Situation unserer Zeit«).373 Ihr Wort hat heute Gewicht wie das von nur Wenigen.
Wenn ich es wage, mich heute so nachdrücklich an Sie zu wenden, so fühle ich mich
auch dadurch bestärkt, daß Sie selbst in Ihrem Aufsatz »Mein Weg zur Philosophie« so
entschieden die Verantwortung des Denkers vor dem Leben vertreten.
Praktisch-buchhändlerisch käme es dabei darauf an, das Buch in zwei Ausgaben in
den Handel zu bringen: in einer gut hergestellten, teureren Ausgabe und in einer ein-
facheren Ausgabe, die so billig wie möglich sein sollte. Für dieses Buch von Ihnen mit
allen Kräften einzutreten, wäre eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben unsres
Verlags. - Gern wären wir bereit, Ihnen, falls wir Ihnen damit dienlich sein könnten,
mit der Beschaffung von einschlägiger Literatur behilflich zu sein.
Gestatten Sie bitte, Herr Professor, zum Schluß noch eine Frage. Ich wurde vor
einiger Zeit auf ein in Amerika erschienenes Buch Ihrer Schülerin Hannah Arendt
THE ORIGINS OF TOTALITARIANISM aufmerksam gemacht (ursprünglicher Titel:
THE BURDEN OF OUR TIME).374 Der Verlag Harcourt Brace & Comp., New York, bei
dem wir wegen der deutschen Rechte anfragten, hat uns nun eine Option von zwei
Monaten gegeben.375 Ich nehme an, daß Sie das Buch von der Verfasserin bekommen
haben. Würden Sie es uns für eine deutsche Ausgabe empfehlen? Ihre Meinung wäre
mir sehr wertvoll.
Zu allerletzt noch etwas Nebensächliches: Wir ließen Ihnen bisher regelmässig die
»Zeit« aus Hamburg zugehen. Wenn es für Sie von Wert ist, die Zeitung weiterhin zu be-
kommen, so halten wir das Abonnement mit Freude aufrecht. Sollte aber die »Zeit« für
Sie nicht von genügendem Interesse sein, so wäre ich für eine kurze Mitteilung dankbar.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr aufrichtig ergebener
Klaus Piper
x oder dürfen wir dies tun?

a statt nurmehr im Typoskript nur mehr
 
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