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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

133 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 25. März 1955
Lieber Herr Piper!
Schönen Dank für Ihren letzten Brief664 und für die Freiexemplare der »Psychothera-
pie«. Sie fragen nach dem Termin, zu dem mit Wahrscheinlichkeit mein »Schelling«
abgeliefert wird. Zumal nach meinen bisherigen Erfahrungen, aber überhaupt grund-
sätzlich kann ein Autor während der Arbeit, auch wenn sie weit vorgeschritten ist,
schwer sich mit völliger Zuverlässigkeit äussern. Ich will darum den Weg einschlagen,
Ihnen über den Stand zu berichten und von meiner Vermutung Kenntnis zu geben. Bis
Weihnachten waren vier von den fünf Teilen geschrieben. Dann musste ich die Sache
unterbrechen, da die grossen Systematiker und mein Seminar zusammen mich die bei-
den ersten Monate des Jahres völlig mit Beschlag belegten, nicht ganz unerwünscht,
sofern dabei beträchtliche Beiträge zu den »grossen Philosophen« kamen.665 Nun habe
ich seit dem 10. März (erst an diesem Tag schliessen hier die Vorlesungen) den fünften
Teil geschrieben. Die vorhandenen Notizen waren so vollständig, dass ich es ohne wei-
teres entwerfen konnte. Nun wird auch dieser Teil abgeschrieben. Jetzt beginne ich, da
ich so das Ganze im Manuskript vor mir sehe, mit der endgültigen Bearbeitung. Dabei
werden nicht nur einige noch bestehende Lücken (für die ebenfalls die Notizen vorlie-
gen) ausgefüllt werden müssen. Vielmehr nehme ich eine Umarbeitung in Aussicht,
die man erst leisten kann, wenn das Ganze im Kopf und vor Augen ist. Das ist eine
schöne Arbeit, aber ich weiss nicht, wie lange ich dazu brauche. Ich hoffe, dass ich trotz
Vorbereitung meiner Sommervorlesungen,666 die ich in müderen Stunden mache, Ih-
nen Anfang Mai das fertige Manuskript schicken kann. Wenn nicht, denke ich, dass es
jedenfalls einige Wochen später fertig werden würde. Um meine Konzentration nicht
zu unterbrechen, sag ich alles ab, eben einen Radiovortrag im Südwestdeutschen Rund-
funk,667 wahrscheinlich einen Vortrag vor den Studentenschaften in Zürich, der im
Juni geplant war.668 Solche Unterbrechungen nehmen mehr Zeit weg, als man vorher
meint. Wenn ich einmal den Schelling und die Grossen Philosophen fertig habe, werde
ich wieder, falls ich noch lebe, den Wünschen der Öffentlichkeit nachkommen. Im
kommenden Wintersemester werde ich nur einen Tag (ein oder zwei Stunden) lesen,
also praktisch Urlaub haben. Wenn meiner Hoffnung Erfüllung wird, würde ich dann
im April 1956 die Grossen Philosophen schicken können. Aber ich fürchte schon, wenn
ich so etwas ausspreche, die verborgenen Mächte, die unsern Wünschen widerstehen.
Wegen des Titels des Schelling-Buches sind wir beide noch nicht endgültig klar.
Ich würde als Haupttitel nur »Schelling« setzen mögen und dann einen Untertitel.
Nehme ich für diesen die Worte »Grösse und Verhängnis«, so wiederhole ich den Titel
meines Vortrags. Über den abgekürzten möglichen Untertitel »Wahrheit und Verfüh-
 
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