Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/kjg3_8_2/0325
Lizenz: In Copyright
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
224

Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

die ebenso teilnehmend-liebevolle wie nüchterne, sachlich-strenge Analyse. Hier-
bei möchte ich nochmals sagen, wie eigentümlich mich das Erlebnis berührte, beim
Lesen wie um die reichliche Jahrhundertspanne zurückversetzt zu sein, die uns von
Schellings Wirken trennt.
Die Frage des Buchtypus habe ich mir nochmals eingehend überlegt und schlage
vor, daß wir den »Schelling« im bisherigen Standard-Format Ihrer Bücher (wie »Ur-
sprung und Ziel der Geschichte«, »Rechenschaft und Ausblick« usw.) bringen und das
wesentlich größere Format nach dem Muster von Windelband der »Weltgeschichte«
als dem Hauptereignis vorbehalten (was keineswegs heißen soll, daß »Schelling« nicht
in seiner Art auch schon ein Hauptereignis wäre). Die »Weltgeschichte« ist aber doch
als große, einzigartige Gesamtdarstellung, zugleich als wissenschaftliches Handbuch
und Studienwerk, nach Umfang und textlicher Struktur (Kleindruckteile, Anhang,
Bibliographien usw. usw.) von absolut besonderer Art.
Ich gehe nicht in erster Linie von der Frage der Kalkulation aus, sondern, wie Sie,
von der Frage der »schönsten und zugänglichsten Darbietung der Sache«. Insbeson-
dere gehe ich aber davon aus, daß Sie, hochverehrter Herr Professor, vor allem auch
gelesen werden wollen. Und dann macht es natürlich etwas aus, ob das Buch vier bis
fünf Mark billiger sein kann oder nicht. So groß wäre aber wohl der Preisunterschied
zwischen einer Ausgabe in dem bedeutend größeren und dem vorgeschlagenen Stan-
dard-Format. Es kommt hinzu, daß der moderne Mensch sich die Handlichkeit der
Gegenstände, mit denen er lebt, wünscht. Ein großes Studienwerk wie die »Weltge-
schichte« braucht nicht »handlich« zu sein. Dies Werk wird man nicht z.B. auf die
Urlaubsreise mitnehmen. Dagegen würde ich mir als philosophisch interessierter
Bücherfreund ein Buch wie »Schelling« von 300 bis 350 Seiten und in einem nicht zu
großen Format durchaus auf die Reise mitnehmen.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Auch im Standard-Format werden wir das
Buch über Schelling aufs beste ausstatten, der Verkaufserfolg wird aber wesentlich
besser sein.
Was die Frage des Kleindrucks anbelangt, so ist mein Vorschlag aufgrund der bis-
herigen Lektüre, daß wir darauf verzichten. Mir war beim Lesen alles gleich wichtig.
Gerade auch die Stellen reproduktiver Art haben ja ihre Funktion im Fluß des Ganzen.
Zum Titel: Sowohl »Größe und Verhängnis« wie auch »Wahrheit und Verfüh-
rung« drücken die Ambivalenz aus, aber in beiden Fällen klingt vorerst für mich
das negative Element, bei »Verhängnis« mehr als bei »Verführung«, sowohl etwas
zu scharf wie auch noch undeutlich, - gefühlsmäßig vielleicht doch etwas unange-
messen dem Werk eines Philosophen, dem Sie ausdrücklich das Prädikat der Größe
zuerkennen. Hierbei muß ich allerdings selbst die Einschränkung machen, daß ich
ja nur die ersten fünfzig Seiten kenne und mir bisher Schellings Philosophie viel zu
wenig vertraut war. - Vielleicht ist es am besten, nur den Haupttitel »Schelling« zu set-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften