Karljaspers - Piper Verlag (1955)
225
zen und dazu einen Untertitel, der das Widersprüchliche in zurückhaltenderer und
dadurch vielleicht sachlich-dauerhafterer Form sagt. Verzichten möchte ich auf einen
Untertitel keinesfalls. Denn der Name des Philosophen als Titel allein wäre zu nüch-
tern, der Grundcharakter des Werks würde überhaupt nicht zum Ausdruck kommen.
Aber »Verhängnis« wie »Verführung« wirken beide fast wie eine schwarze Wolke, die
das Gute und Positive letzthin auslöscht. - Ist das Endergebnis der Schelling'schen
Philos, so das Resultat Ihres Buches?a In »Verhängnis« würde etwas von einem uner-
bittlichen Schuldspruch liegen. - Was ich hier sage, ist nicht viel, vielleicht aber doch
als Reaktion für Sie ein Hinweis.
Belzner brachte in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16./17. 4. einen Abdruck aus
der »Psychotherapie« unter der Überschrift »Die Persönlichkeit des Psychotherapeu-
ten«675 - sehr wirkungsvoll mit Vorspanntext. Weitere wichtige Zeitungen haben ent-
sprechende Vorschläge von uns erhalten und bekommen sie noch. - Die Erstausliefe-
rung aufgrund der Vorbestellungen unserer Vertreter hat etwas über 4 000 Exemplare
betragen. Im Frühjahr sind die Vorbestellungen erfahrungsgemäß etwas schwächer
als im Herbst; der Band wird sicher im Lauf der nächsten Monate reichlich nachbe-
stellt werden. Die medizinischen Spezial-Buchhandlungen erhalten noch ein Sonder-
angebot.
Als eingeschriebene Drucksache sende ich Ihnen mit gleicher Post wunschgemäß
das Schelling-Manuskript (Seite 1-55) wieder zurück.
Mit herzlichen Grüßen auch an Ihre liebe verehrte Gattin und von meiner Frau
Ihr sehr ergebener
Klaus Piper
Entschuldigen Sie bitte die Korrekturen. Ich kann mich eben zum Titel nur gefühls-
mässig - zunächst - äussern. Ihr Kl. P.
137 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, 22.4.55
Lieber Herr Piper!
Herzlichen Dank! Ich freue mich über den Eindruck, den mein erster Leser von dem
ersten Kapitel hat. In der Weise, wie Sie es sehen, fühle ich mich verstanden. Natürlich
sind die nun folgenden vier Kapitel, besonders das dritte, erst von dem specifisch phi-
a Von Ist bis Buches? im Typoskript hs. Einf. am Rand
225
zen und dazu einen Untertitel, der das Widersprüchliche in zurückhaltenderer und
dadurch vielleicht sachlich-dauerhafterer Form sagt. Verzichten möchte ich auf einen
Untertitel keinesfalls. Denn der Name des Philosophen als Titel allein wäre zu nüch-
tern, der Grundcharakter des Werks würde überhaupt nicht zum Ausdruck kommen.
Aber »Verhängnis« wie »Verführung« wirken beide fast wie eine schwarze Wolke, die
das Gute und Positive letzthin auslöscht. - Ist das Endergebnis der Schelling'schen
Philos, so das Resultat Ihres Buches?a In »Verhängnis« würde etwas von einem uner-
bittlichen Schuldspruch liegen. - Was ich hier sage, ist nicht viel, vielleicht aber doch
als Reaktion für Sie ein Hinweis.
Belzner brachte in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16./17. 4. einen Abdruck aus
der »Psychotherapie« unter der Überschrift »Die Persönlichkeit des Psychotherapeu-
ten«675 - sehr wirkungsvoll mit Vorspanntext. Weitere wichtige Zeitungen haben ent-
sprechende Vorschläge von uns erhalten und bekommen sie noch. - Die Erstausliefe-
rung aufgrund der Vorbestellungen unserer Vertreter hat etwas über 4 000 Exemplare
betragen. Im Frühjahr sind die Vorbestellungen erfahrungsgemäß etwas schwächer
als im Herbst; der Band wird sicher im Lauf der nächsten Monate reichlich nachbe-
stellt werden. Die medizinischen Spezial-Buchhandlungen erhalten noch ein Sonder-
angebot.
Als eingeschriebene Drucksache sende ich Ihnen mit gleicher Post wunschgemäß
das Schelling-Manuskript (Seite 1-55) wieder zurück.
Mit herzlichen Grüßen auch an Ihre liebe verehrte Gattin und von meiner Frau
Ihr sehr ergebener
Klaus Piper
Entschuldigen Sie bitte die Korrekturen. Ich kann mich eben zum Titel nur gefühls-
mässig - zunächst - äussern. Ihr Kl. P.
137 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, 22.4.55
Lieber Herr Piper!
Herzlichen Dank! Ich freue mich über den Eindruck, den mein erster Leser von dem
ersten Kapitel hat. In der Weise, wie Sie es sehen, fühle ich mich verstanden. Natürlich
sind die nun folgenden vier Kapitel, besonders das dritte, erst von dem specifisch phi-
a Von Ist bis Buches? im Typoskript hs. Einf. am Rand