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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0380
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1957)

164 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 1. März 1957
Lieber Herr Piper!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief vom 23.2. und für die Leseprobe, die mir
wirklich als gute Propaganda bei den Buchhändlern erscheint.850 Sie nehmen die Pro-
paganda grosszügig in die Hand. Ob es Ihnen gelingen würde, wieder Herrn Lewalter
in der »Zeit« zu einer Besprechung zu veranlassen, wenn es soweit ist?851
Meine »Atombombe« wächst sich zu einer Broschüre aus. Es kommt mir vor, als
ob ohne Plan etwas Analoges geschehe wie 1931. Damals erschien gleichzeitig die Gei-
stige Situation der Zeit und meine Philosophie, jetzt die Atombombe und die Philoso-
phen. Meine Broschüre wird zur Darstellung modernen politischen Bewusstseins, wie
es unter der zwingenden Realität der Wasserstoffbombe möglich sein kann. Alles, was
in dem Vortrag stand, bleibt erhalten, aber zugleich wird alles anders disponiert und
die Schrift, sehr viel klarer, in Gesichtspunkten und Horizonten einen Weg gehen,
den der Leser, wenn er mag, mitgehen sollte. Einen Termin kann ich Ihnen leider im
Augenblick noch nicht sagen. Am 9. März hören die Vorlesungen auf. Überflüssiger-
weise muss ich dann noch einen kurzen, übrigens längst vorbereiteten Beitrag für eine
Festschrift schreiben.852 Das wird mich einige Tage kosten, dann aber gilt alle Kraft der
Broschüre.
Die Frau von Professor Krüger853 lässt mich bitten, Ihnen zu schreiben. Sie hat
Ihnen vor einiger Zeit acht Aufsätze ihres Mannes angeboten. Ich kann über diese
Aufsätze nicht urteilen, wohl aber über die Persönlichkeit. Gerhard Krüger ist durch
zweimalige Hirnembolie in jungen Jahren grauenhafterweise aus der Arbeit heraus-
geworfen. Die Pensionierung war unumgänglich. Ich kenne ihn gut von langer Zeit
her.854 Unter der jüngeren Generation halte ich ihn in Deutschland für den fraglos
besten und ernsthaftesten Vertreter der Philosophie. Sein Buch über Plato ist eines der
gewichtigsten der letzten Jahrzehnte.855 Was immer er geschrieben hat, ist gründlich
durchdacht, kenntnisreich und bedeutenden Problemen zugewendet. Sein persönli-
cher Ernst hat sich auch in der Nazizeit unzweideutig und jederzeit erwiesen. Er lebt
aus protestantischer Frömmigkeit. Sein Name ist unter den Fachleuten, glaube ich,
überall sehr angesehen. Das alles genügt nicht für Ihre Entscheidung, ob der Verlag
 
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