Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/kjg3_8_2/0412
Lizenz: In Copyright
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)

311
186 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
Basel, 3.4.58
Lieber Herr Piper!
Eben kommt der »Max Weber« aus der Piper-Bücherei.957 Ich freue mich sehr und
danke Ihnen herzlich, dass Sie die Sache trotz nicht grosser Absatz-Chancen über-
nommen haben. Sie haben mir geglaubt, dass der Hinweis auf Max Weber geistig und
politisch heute wieder von grosser Bedeutung ist. Im Februar teilte mir Heuss mit, dass
er die Einleitung zur Neuausgabe von Max Webers politischen Schriften geschrieben
habe.958 Sehr erwünscht! Vielleicht werden die Deutschen etwas aufmerksamer. Aber
der Verlag Siebeck gibt die Schriften sehr teuer heraus, wie Springer. Das ist eine grosse
Hemmung.
Sie haben gleich einige weitere neue Piperbändchen mitgeschickt. Vielen Dank.
Im Schwabing-Bändchen blätterte ich schon.959 Es erinnert mich an meine Münche-
ner Studienzeit Sommer 1902, als ich in Schwabing verkehrte, die »elf Scharfrich-
ter«960 besuchte und wie im Taumel war in der ersten lebendigen Berührung mit der
Kunst, dem Theater, den damals neuen und selbstbewussten Bewegungen - allerdings
mit dem Ende: dass ich einen Ruck tat und bewusst nun ein anderes, für mich ern-
stes Leben ergriff. Denn für meine Art war da überall Verführung, schöner Zauber,
Halbheit, wenn auch die grosse Begabung, das Schöpferische des Geistes mir stän-
dig bewunderungswürdig blieb. Ohne diese Orientierung und die bleibende Liebe zu
München hätte ich mich in der »Proletarisierung« der wissenschaftlichen Arbeit, die
ich nun suchte und wollte, schwer gehalten.
Herzliche Ostergrüsse für Sie und Ihre Frau, auch von der meinigen
Ihr Karl Jaspers
Eben kam, mit der nächsten Post, nach »Max Weber« Ihr Brief vom 2.4.
Ihre Aktion beim Rundfunk ist bisher, mir unerwartet, ungewöhnlich erfolgreich.
Ein solches Verfahren - sechs 45 Min.-Lesungen aus einem neuen Buch - ist doch
wohl fast ein unicum? Die Vorauszahlung so hoher Beträge bestätigt, dass die Sache
ernst gemeint ist. Nun hoffe ich auf das weitere Gelingen. Zunächst bin ich gespannt
auf die Auswahl und Zusammenstellung der Texte.
Wegen meiner Einführungen müsste officiell beim Basler Studio vom deutschen
Rundfunk der Auftrag gegeben werden wegen der Tonbandaufnahme. Noch weiss ich
allerdings noch garnicht bestimmt, was ich sagen will (der Impuls kann erst ange-
sichts der Auswahl kommen, die ich sobald wie möglich erwarte, da ich von Ende
April ab kaum Zeit dafür aufbringen kann).961
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften