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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)

Mit gleicher Post möchte ich Ihnen ein eben erschienenes PIPER-BÜCHEREI-
Bändchen schicken, das Sie vielleicht interessiert, die Neuausgabe Auden ZEITALTER
DER ANGST[,] von Kurt Heinrich Hansen übersetzt.970
Mit herzlichen Grüßen für heute
Ihr
Klaus Piper
188 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
EV: E. Ziegler: »100 Jahre Piper. Die Geschichte eines Verlags«, München, Zürich 2004, 180-181 (Teil-
publikation).
Basel, 11. Mai 1958
Lieber Herr Piper!
Sie werden inzwischen von Ihrer England-Reise zurückgekehrt sein. Viel zu lange habe
ich gewartet, Ihnen für Ihre beiden letzten Briefe zu danken.971 Ich war zwei Wochen
fiebrig krank an Bronchitis und Schnupfen, habe damals nur das Notwendige laufend
erledigt und bin grade zum Semesterbeginn wieder gesund.
Die Sache mit dem Rundfunk ist bisher grossartig verlaufen dank Ihnen, Ihrer
Initiative, Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit. Möge es nun weiter gut gehen! Herr
Dr. Linfert und Herr Dr. Reinisch haben mir geschrieben, sehr freundlich, offen-
bar bewegt von dem Buche.972 Die Auswahl wage ich nicht zu beurteilen. An sich ist
wohl das Vorlesen aus einem solchen Buche, das ein Ganzes ist, fragwürdig.973 Vor-
gestern und heute habe ich begonnen, meine Einleitungsworte für sechs Lesun-
gen zu entwerfen. Entgegen meiner früheren Absicht will ich direkte Anspielun-
gen auf die gegenwärtigen deutschen Vorgänge meiden. Die beiden Herren haben
offenbar in derselben Richtung gedacht. Es ist unheimlich, was in Deutschland
geschieht. Die Methoden und die Denkungsart und die Psychose der Schriftstel-
ler und Professoren erinnern mich an die Zeit 1930-1933. Der Inhalt ist anders, fast
entgegengesetzt, aber die Operationsweise und das Sich-anstecken, die barbarische
Primitivität der Gedanken scheint mir dasselbe. Allerdings ist es viel ungefährli-
cher, weil kein Hitler und seine Organisation eines vorbereiteten Staates im Staate
da ist. Aber irgendetwas gefährlich Unberechenbares liegt auf der Linie der Gedan-
ken von Plebiscit und Generalstreich. Es zeigt sich das grosse Versäumnis der Ade-
nauer-Regierung: sie hat nicht durch ständige Offenheit, durch Reden und disku-
tierende Belehrung durch Jahre die Bevölkerung politisch erzogen -, sie konnte es
vielleicht nicht aus Mangel an geistiger Kraft, - und da die Professoren zuerst erzo-
gen werden mussten (abgesehen von immerhin zahlreichen Ausnahmen). Man wird
 
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