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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)

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versität aufgefordert, aus einem dort bestehenden[,] sachlichem Interesse das Inter-
view auf mich zu nehmen, würde es mich sehr interessiert haben. Auf die Erfahrung
und das geistige Vergnügen, das eine solche Situation bieten könnte, muss ich jetzt
aber verzichten. Es ist wirklich ein Verzicht. Ich denke, dass diese am Abend schnell
geschriebenen Sätze Ihnen fühlbar machen, warum ich nicht darf. Und ich hoffe, dass
Sie mir zustimmen. Nun bitte ich noch einmal, dies alles streng vertraulich zu behan-
deln. Der Redaktion des Spiegels bitte ich, ohne Angabe weiterer Gründe nur freund-
lich mitzuteilen, dass ich das Angebot leider nicht annehmen könnte.1006
Sehr werde ich mich freuen, von Herrn Schünemann Besprechungen meines
Buches zu erhalten. Natürlich sind mir auch Angriffe, auch heftige Angriffe und
absurde Mißverständnisse und Beschimpfungen erwünscht: weil aus allem zu lernen
ist, um für das Buch eventuell zusätzliche Formulierungen zu finden.
Nun aber zum Schluss: »Von der Wahrheit« ist in trefflicher Neuausgabe eingetrof-
fen.I0°7 Ich freue mich sehr und danke Ihnen.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Karl Jaspers
Den beiliegenden Brief an Herrn Schünemann bitte ich weiterzugeben.
194 Karl Jaspers an Dieter Lattmann
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 9. September 1958
Sehr geehrter Herr Lattmann!
Wegen der Ausstellung, von der Sie mir in Ihrem Brief vom 14.8. Mitteilung mach-
ten,1008 hat meine Frau heute an Herrn Piper geschrieben. Darin finden sich ein paar
Manuskriptseiten und Bilder.1009
Ein Bild darunter, von dem wir keine Kopie herstellen lassen konnten, zeigt mich
in einer wunderlichen Situation, die ich erklären muss: Ich war 1902 als igjähriger
Student, noch Jurist, in Sils Maria. Dort fasste ich den Entschluss, zur medizinischen
Fakultät überzugehen. Zwei Professoren, der Kunsthistoriker Carl Cornelius und der
Physiologe Fano aus Florenz, hatten ein freundliches Interesse an vielen Diskussionen
mit mir. Eines Tages nach dem Mittagessen meinten sie, ich repräsentiere den Geist
der Wissenschaft, und sie wollten nach dem Modell von Renaissancebildern auf den
gleichen Geist schwören. So entstand das Bild, das meine Frau Ihnen schickte. Profes-
sor Fano hatte ich mit Fragen bestürmt, die sich auf Naturwissenschaft und Medizin
bezogen, von Professor Cornelius viel über Kunst und seine persönlichen Erinnerun-
gen erfahren. Eines Tages meinten sie im Scherz: einst würde ich ein Buch über die
 
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