Karl Jaspers - Piper Verlag (1963)
264 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Von diesem Brief ist zudem ein hs. Entwurf erhalten (DLA: A: Jaspers).
Basel, den 9. März 1963
Lieber Herr Piper,
nun sitze ich vor den Bergen von Briefen und Telegrammen, die ich langsam abtra-
gen muss. Aber ich mag nicht länger warten, um Ihnen nun noch einmal schriftlich
meinen herzlichen Dank auszusprechen für alle die Mühen, Gedanken, Planungen,
die Sie seit langem auf sich nehmen, und für die Gesinnung, die Sie mir zu meinem
80. Geburtstag entgegenbrachten.1405
Es ist gewiss ungewöhnlich, dass ein Verleger sich so an einen seiner Autoren wen-
det, wie Sie es in dem Aufsatz tun, mit dem Sie das Bändchen zu meinen Ehren einlei-
ten.1406 Dieses Bändchen, in dem sich sachlicher Gehalt, persönliche Färbung, Propa-
ganda auf eine, wie mir scheint, klare und legitime Weise verbinden, gefällt mir schon
als ein Novum. Ich vermute, dass Sie selbst kaum eine Parallele kennen. »Werk und Wir-
kung« ist ein Titel, der zwar sicher einer Geburtstagsschrift erlaubt ist, mit dem zweiten
Wort aber wohl mehr verspricht, als das Bändchen aufweisen kann, der mir aber gut
gefällt.1407 Kein Aufsatz ist schlecht, einige sind vortrefflich. Meine Autobiographie auf
diese Weise selbständig an das breitere Publikum zu bringen, obgleich sie in »Philoso-
phie und Welt« leicht zugänglich war, halte ich für erlaubt.1408 Durch sie können Men-
schen, die noch nichts von mir gelesen haben, vielleicht aufmerksam werden, sei es
in Zuneigung, sei es in Abneigung. Die Bibliographie scheint mir brauchbar und voll-
ständig.1409 Ich selber wurde durch sie an Vergessenes erinnert. Die Angabe der Über-
setzungen ist für Ausländer gut. Ich werde manchmal gefragt und kann nun auf diese
Bibliographie verweisen. Das Bändchen scheint mir im ganzen anziehend und im ein-
zelnen reizvoll. Doch wer weiss das, man wird sehen! Vielleicht teilen Sie mir bald ein-
mal mit, wie der erste Absatz war. Es kann ja auch eine Niete werden.
Bitte danken Sie in meinem Namen allen Herren Ihres Verlages, die an dieser Ge-
burtstagsschrift mitgewirkt haben.
80 Jahre alt, es ist ein merkwürdiges Gefühl dabei. Auch angesichts der so zahl-
reichen freundlichen Huldigungen. Es ist so, als ob man doch schon einer anderen,
vergangenen Welt angehöre, für Verehrung taugend, aber nicht mehr für das ein-
264 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Von diesem Brief ist zudem ein hs. Entwurf erhalten (DLA: A: Jaspers).
Basel, den 9. März 1963
Lieber Herr Piper,
nun sitze ich vor den Bergen von Briefen und Telegrammen, die ich langsam abtra-
gen muss. Aber ich mag nicht länger warten, um Ihnen nun noch einmal schriftlich
meinen herzlichen Dank auszusprechen für alle die Mühen, Gedanken, Planungen,
die Sie seit langem auf sich nehmen, und für die Gesinnung, die Sie mir zu meinem
80. Geburtstag entgegenbrachten.1405
Es ist gewiss ungewöhnlich, dass ein Verleger sich so an einen seiner Autoren wen-
det, wie Sie es in dem Aufsatz tun, mit dem Sie das Bändchen zu meinen Ehren einlei-
ten.1406 Dieses Bändchen, in dem sich sachlicher Gehalt, persönliche Färbung, Propa-
ganda auf eine, wie mir scheint, klare und legitime Weise verbinden, gefällt mir schon
als ein Novum. Ich vermute, dass Sie selbst kaum eine Parallele kennen. »Werk und Wir-
kung« ist ein Titel, der zwar sicher einer Geburtstagsschrift erlaubt ist, mit dem zweiten
Wort aber wohl mehr verspricht, als das Bändchen aufweisen kann, der mir aber gut
gefällt.1407 Kein Aufsatz ist schlecht, einige sind vortrefflich. Meine Autobiographie auf
diese Weise selbständig an das breitere Publikum zu bringen, obgleich sie in »Philoso-
phie und Welt« leicht zugänglich war, halte ich für erlaubt.1408 Durch sie können Men-
schen, die noch nichts von mir gelesen haben, vielleicht aufmerksam werden, sei es
in Zuneigung, sei es in Abneigung. Die Bibliographie scheint mir brauchbar und voll-
ständig.1409 Ich selber wurde durch sie an Vergessenes erinnert. Die Angabe der Über-
setzungen ist für Ausländer gut. Ich werde manchmal gefragt und kann nun auf diese
Bibliographie verweisen. Das Bändchen scheint mir im ganzen anziehend und im ein-
zelnen reizvoll. Doch wer weiss das, man wird sehen! Vielleicht teilen Sie mir bald ein-
mal mit, wie der erste Absatz war. Es kann ja auch eine Niete werden.
Bitte danken Sie in meinem Namen allen Herren Ihres Verlages, die an dieser Ge-
burtstagsschrift mitgewirkt haben.
80 Jahre alt, es ist ein merkwürdiges Gefühl dabei. Auch angesichts der so zahl-
reichen freundlichen Huldigungen. Es ist so, als ob man doch schon einer anderen,
vergangenen Welt angehöre, für Verehrung taugend, aber nicht mehr für das ein-