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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1967)

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sätze, die Ihnen richtig erscheinen, in der Fahne vor. Dabei wird vielleicht auch der
Eindruck des gesetzten Textes Ihnen manche letzte Überlegungen erleichtern.
Auch in diesem Fall möchte ich die Buchhändler durch eine persönliche Aktion
zum besonderen Einsatz für Ihr neues Buch auffordern, indem ich ihnen bei Erschei-
nen ein Lese-Exemplar mit einem Brief übersende.
Mit herzlichen Grüßen bin ich für heute
Ihr
Klaus Piper
P.S. Erlauben Sie bitte noch ein paar zusätzliche Bemerkungen:
S. 136 ff. (Wiedervereinigung)
Haben Sie die erstaunlich unentschiedenen Äußerungen Augsteins in der vorletz-
ten Nummer des Spiegels (gelbe Beilage und Abdruck eines Rundfunk-Interviews von
Augstein) gelesen?1829
Zu Ihrer Antikritik auf Sontheimer (etwa ab S. 270):l83°
Damit Ihre Ausführungen in diesem Zusammenhang für den Leser maximales
Gewicht bekommen, sollen doch die entscheidenden Unterschiede der heutigen
Situation Deutschlands gegenüber der Situation der Weimarer Republik kurz angege-
ben werden.1831 Vor allem: das die Gesellschaft tragende deutsche Bürgertum lehnte
in seiner Mehrheit den Weimarer Staat ab. Ja, er wurde offen oder heimlich verach-
tet. Staat und Verfassung der Bundesrepublik werden - bei allem Opportunismus, bei
aller Selbsttäuschung, Trägheit und Unwahrhaftigkeit - bejaht. Damals war das deut-
sche Volk von nationalistischen Ressentiments erfüllt - damals Hoffnungslosigkeit
durch Wirtschaftskatastrophe und Arbeitslosigkeit; heute keine deutsche Legende,
wenn auch gefährliche Verdrängung des Grundsachverhalts (Alleinverschulden des
II. Weltkriegs und seiner Resultate durch Nazi-Deutschland). Besonders: heute keine
fanatische Ideologie, kein politischer Wahnglaube.
In diesem Zusammenhang noch: Müßten Sie nicht das Bild der NPD etwas diffe-
renzieren? Sie appelliert doch vor allem an allerprimitivste, sachlich infantile Ressen-
timents.1832 Meine persönliche Erfahrung: Ein Hauptpunkt auf dem Wahlwerbezet-
tel bei der Bayer. Landtagswahl war, daß die NPD gegen die Errichtung des Münchner
Großflughafens im Hofoldinger Forst protestierte. Dieser Protest klang so, als müsse
überhaupt kein größerer Flughafen gebaut werden (man spielt wieder auf den deut-
schen Affekt gegen die moderne Welt an).
Bitte nehmen Sie dies, lieber, verehrter Herr Professor, nur als kurze Ergänzung.
Ich freue mich wirklich sehr, daß es Ihnen gelungen ist, in der neuen Schrift Ihre
Gedanken und Forderungen so großartig und überzeugend zusammenzufassen, von
vielen Seiten sachlich neu zu begründen oder zu vertiefen. Das Buch wird eine
große Wirkung haben. Die Buchhandlung Weise in Stuttgart hat 110/100 Exemplare
 
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