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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0236
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Die Indiktionsangaben bei Johannes Malalas und in der Qsterchronik

235

In Buch neun jedoch scheint die Verwendung des Wortes in dieser Bedeutung
nicht begründet zu sein. Im Gegensatz zur Osterchronik zog Malalas aus dieser An-
gabe keine Schlüsse, und - bis zum Besuch des Kaisers Valens in Antiocheia (im
Jahre 370) erwähnt er keinerlei Indiktionen. Der Text ist konfus: Verderbt wurde er
höchstwahrscheinlich beim Abschreiben (eventuell bei der Komprimierung); nicht
auszuschließen ist allerdings auch, dass bereits Malalas (oder seine Quelle) die zur
Verfügung stehenden Angaben missverstanden oder inkorrekt interpretiert hat.
Nach dem Text lässt sich die zeitliche Aufeinanderfolge der Ereignisse folgender-
maßen rekonstruieren:
1. Caesars Ankunft wird angekündigt (vermutlich in Antiocheia).
2. Am zwölften Mai (noch vor Caesar) kommt sein Erlass über die Freiheit der An-
tiochener daselbst an.
3. Am 20. Mai wird der Erlass auch offiziell verkündet.
4. Die Ankunft Caesars am 23. Mai.
Aufgrund dessen hätte ein Einschub mit Hinweis auf die Indiktion keinen Sinn; es
scheint demnach auch die Ergänzung πρώτης keineswegs begründet zu sein. Mei-
ner Ansicht nach könnte an der zitierten Stelle ursprünglich ein lateinisches Wort
gestanden haben - vielleicht das Partizip Perfekt des Verbs indico, indicere der dritten
Konjugation (als dessen griechisches Äquivalent ebenfalls das Wort έπινέμησις üb-
lich war)35, das in der ursprünglichen Quelle ebenfalls auf die Verkündung des Erlas-
ses über die Freiheit der Antiochener hingewiesen haben könnte. Dies wurde dann
in Kenntnis der späteren Bedeutung des Wortes von Malalas (oder eventuell noch
seinem Vorgänger oder aber seinem Abschreiber) verändert, damit der Ausdruck den
Sinn einer Datierung erhält.
Dieselbe έπινέμησις dürfte auch den Verfasser der Osterchronik irregeführt ha-
ben, der sie bereits als die erste Indiktion betrachtet und den Text des Malalas oder
ihre gemeinsame Quelle auch im Weiteren dementsprechend ergänzt haben mag: In
IX 7 weist Malalas darauf hin, dass die Antiocheia-Ära ab Caesar gerechnet wird
(χρηματίζει ούν ή μεγάλη Αντιόχεια κατά τιμήν έτος πρώτον άπό τού αύτού
Καίσαρος Γαΐου Ιουλίου), was in der Osterchronik derart ergänzt wird, dass auch die
Fünfzehn-Jahreszyklen mit Caesars erstem Jahr ihren Anfang nehmen (Από πρώτου
έτους Γαΐου ’Ιουλίου Καίσαρος καί τών προκειμένων ύπάτων Λεπίδου καί
Πλάγκου, ήγουν ίβ' καί αυτής τού άρτεμισίου μηνός, Αντιοχεΐς τούς έαυτών
χρόνους άριθμούσι, καί αί ϊνδικτοι δέ χρηματίζειν ήρξαντο άπό πρώτης καί
αύτής τού γορπιαίου μηνός.). Einige Zeilen weiter unten, unter dem Titel Αρχή
Ίνδικτίώνων, der in der Handschrift - wie bereits erwähnt - nur am Rande (und
abgekürzt) angeführt ist, fasst er seine Feststellungen noch einmal zusammen: Seiner
Meinung nach zählen die Antiochier die Jahre nach ihrer eigenen Zeitrechnung ab
dem zwölften Mai, während sie die neuen Indiktionen jeweils erst vom ersten des

35 TLL 7,1,1159,70.
 
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