Metadaten

Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0237
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
1
2 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
236

Erika Juhäsz

Monats Gorpiaios (September) zählen.36 Beide sollen in Caesars erstem Jahr einge-
führt worden sein.
Infolgedessen können unsere Hypothesen wie folgt resümiert werden: Zur Text-
partie über Caesars Machtergreifung wird der Autor der Osterchronik die Chronik
des Malalas (oder ihre gemeinsame Quelle) als Grundtext herangezogen haben, wobei
er die Vorlage kritisch betrachtete, und die Angabe zum Herrschaftsjahr Caesars nach
seinen eigenen Kenntnissen korrigiert hat.
Im Urtext des Autors entstand hernach eine Lacuna] die überlieferte Fortsetzung
enthält zweifelhafte Feststellungen, die sich auf Malalas (oder auf die gemeinsame
Quelle) zurückführen ließen.37 Der Text des syrischen Chronisten dürfte ebenfalls ver-
derbt sein, die Ergänzungen πρώτης vor επινεμησεως und αυτού vor άρτεμισίου
erweisen sich wohl als überflüssig.
Der Text der Osterchronik ist also logisch und nachvollziehbar; der Verfasser ver-
sucht die Missverständnisse seiner Quelle (bzw. Quellen) allerdings derart zu klären,
dass er dadurch ein neues - und wie es scheint fiktives - Zeitrechnungsverfahren
einführt, das aber im Späteren durch keine Inschriften oder sonstigen schriftlichen
Quellen bezeugt oder bestätigt wird.
Bibliographie
Primärquellen
Chronicon Paschale, ed. v. Matthäus Rader, München 1615.
Chronicon Paschale, ed. v. Charles du Cange, Paris 1688, Venedig 17292.
Chronicon Paschale, ed. v. Ludwig Dindorf (CSHB 4-5), 1-2, Bonn 1832.
loannis Malalae Chronographia, ed. v. Alexander Schenk von Stauffenberg, Die römische
Kaisergeschichte bei Malalas, Stuttgart 1931.
loannis Malalae Chronographia, ed. v. Johannes Thurn (CFHB Series Berolinensis 35), Berlin/
New York 2000.

36 „(Licinius) als ersten Tag des I.-Jahres den 23. Sept. (Geburtstag des Kaisers Augustus, in Kleinasien
verbreiteter Jahresbeginn) festsetzte. Erst im 5. Jh. (zw. 452 und 459), als die urspr. Bed. dieses Termins
vergessen war, wurde der Beginn des I.-Jahres auf den rechnerisch bequemeren 1. Sept, verlegt.“ Tinne-
feid (1998), Sp. 970.
37 Eine andere Möglichkeit ist: Der Autor der Osterchronik hat die Satztrennung im Majuskelcodex des
Malalas falsch aufgelöst (ursprünglich war vielleicht Ούτος Γάϊος Ιούλιος ό δικτάτωρ, ό έστιν
μονάρχης, απάντων έκράτησεν έν ύπερηφανία καί τυραννεία επί έτη δ' καί μήνας ζ'
(dieser Angabe mag eventuell - weil völlig abweichend - eine eigene Korrektur aus anderer Quelle bzw.
Berechnung sein), προ δ' ίδών μαιών τής πρώτης έπινεμήσεως καί προετέθη έν Αντιόχεια
τή μεγάλη ή ελευθερία αυτής, ότε καί ύπό 'Ρωμαίους έγένετο...) und zwei Sätze verbunden.
Es kann auch sein, dass der Autor des Chronicon Paschale das Wort ήδικτον (Malalas IX 5) itazistisch
(Itazismusfehler sind typisch für ihn bzw. die handschriftliche Überlieferung) und vielleicht mit Nasa-
lierung verlesen hat und daher seine Theorie der Indiktion niederschreibt. Diese Bemerkungen ver-
danke ich Christian Gastgeber.
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften