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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0046
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Miaphysitische Tendenzen
bei Malalas?
Volker Henning Drecoll

Abstract The article considers the old debate about a miaphysitic tendency in Malalas’work and
the modern approach to detect rhetorical strategies that sketch a positive picture of miaphysitic
protagonists. Taking into account the rare information that is linked to the Christological debate
in books 15-18 (on the emperors Zenon, Anastasius, Justin, and Justinian), it becomes clear that
positive and negative evaluations are either integrated in the reports (spoken by participants)
or offer no clear hints to a well elaborated position of Malalas in the Christological debate.
This cannot be traced back to the epitomator because some passages in the Tusculan fragments
confirm this unclear position. Thus, the Chronographia of Malalas remains neutral towards the
struggle between Chalcedonists and their opponents.
Die Frage, ob Malalas eine miaphysitische Tendenz verfolgt, ist vor über 100 Jahren
aufgeworfen und ebenso entschieden bejaht1 wie bestritten2 worden. In der jünge-
1 Dies ist die Position von Carl Erich Gleye (1896), S. 422-464; ders. (1899), S. 312-327. Gleye griff dabei
auf eine Idee von Geizer (Ders. (1879), S. 32-55, hier: S. 41 Anm. 20) zurück, dass „Malalas eine mono-
physitische Quelle benutzt habe und daß Johannes Rhetor der Autor derselben sei“ (Gleye (1896), S.
423). Dieser Idee hatte Albin Freund (1882), (non vidi), widersprochen. Vor Geizer hatte bereits Mi-
chel Lequien (1740), S. 728, die Benutzung eines Chalkedongegners angenommen (hierauf weist Gleye
(1899), S. 312 f. hin). Gleye ging dabei davon aus, dass Malalas, Chronographia XVIII 8 (357, 64-95
Thurn) der Abschluss der ersten 17 Bücher ist und sich hieran eine nicht von demselben Verfasser
angefügte Chronik für Justinians Zeit anschließt, die ersten 17 Bücher ein monophysitisch geprägter
Abklatsch des eigentlich orthodoxen Geschichtswerkes von Johannes Rhetor sind (vgl. Gleye (1893),
S. 161). Dass auch bereits Alfred von Gutschmid (1894), S. 415-417 sich für monophysitische Spuren
ausgesprochen habe (so Gleye), kann ich nicht nachvollziehen. Die Annahme einer monophysitischen
Prägung ist in die byzantinische Literaturgeschichte eingegangen: Krumbacher (1897), $■ 33I: „Malalas
hat als Monophysit geschrieben und die Spuren seiner monophysitischen Anschauung hat dann ein
orthodoxer Bearbeiter verwischt, doch sind einige verräterische Reste übrig geblieben.“. Vgl. Hunger
(1978), S. 320; vgl. zudem den Hinweis von Witakowski (1990), 299-310, S. 300 auf A. D’yakonov (die
bibliographische Angabe war für mich nicht nachvollziehbar). Einen Wechsel der kirchenpolitischen
Perspektive (bis Chronographia XVIII 8 „monophysitisch“, danach „orthodox“) nimmt an Mazal
(2001), S. 499.
2 Dies ist die Position von Patzig (1898), S. 111-128, die auf zwei Untersuchungen zurückgeht: ders. (1891);
ders. (1892). Auch Patzig hält Chronographia XVIII 8 (357, 64-95) für das entscheidende Scharnierstück,
und auch er denkt an Johannes Rhetor als Vorlage (vgl. Patzig (1891), S. 17.21). Für ihn ist jedoch Johan-
nes Malalas der Autor des gesamten Werkes (der Wechsel der Perspektive in Buch 18 ist durch einen
Wechsel das Malalas von Antiochia nach Konstantinopel bedingt), und dieser Autor ist keineswegs ein
Monophysit, vgl. Patzig (1893), S. 29-31. Hunger (1978), S. 321 Anm. 164 weist zudem auf die gegenüber
 
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