Malalas und die Quellen für die Zeit der Soldatenkaiser
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unklar ist;49 auch in der Erwähnung des Todes des Gallienus in Mailand, den Ma-
lalas irrtümlich Valerian zuschreibt;50 ferner auch in der Nennung der 17 Tage dau-
ernden Herrschaft des Quintillus (wozu siehe oben); schließlich im Bericht über
den Tod des Kaisers Probus in Sirmium infolge eines Soldatenaufstandes51 und in
der gesamten Darstellung der Herrschaft Aurelians, wie bereits Schenk Graf von
Stauffenberg und in neuerer Zeit Stephane Ratti herausgearbeitet haben.52
3) Die Einführung der numeri der candidate durch Gordian Senior und Philippus
Junior:53
Laut Chronicon Paschale hat Gordian Senior eine Gruppe von Kanditaten aus der
VI schola ausgelagert und sie senior es genannt; eine ähnliche Maßnahme habe auch
Philippus Junior mit den Kandidaten der VII schola getroffen, die er iuniores ge-
nannt habe. Da die kaiserliche Leibgarde der Kandidaten in ihrer historischen
Entwicklung eng mit den scholae palatinae verbunden war (die Malalas-Stellen
in Chronicon Paschale bestätigen dies), erscheint diese Information auf den ersten
Blick als Anachronismus. Richard Frank hat jedoch eine andere Möglichkeit der
Interpretation in Betracht gezogen. Er hat auf die Historia Augusta, Vita Gallie-
norum duorum 8 hingewiesen, wo vermerkt wird, dass Gallienus anlässlich einer
Prozession am Kapitol zur Feier seiner Decennalia (262 n.Chr.) weißgekleidete
Soldaten (albato milite) voranschreiten ließ. Da der Begriff candidatus nachweislich
bereits ab der Severianischen Epoche als Dienstgrad für den Zenturionenstand der
Stabsmitglieder eines hohen Beamten bekannt ist, sei nicht ausgeschlossen, dass
die Kandidaten bereits gegen Mitte des 3. Jahrhunderts ein bewegliches Korps
bildeten, das persönlich an den Kaiser gebunden war und eine weiße Uniform
trug. In der konstantinischen Epoche seien sie dann in die scholae eingegliedert
worden. Trotz einiger Fehler enthalte die Chronik des Malalas demnach Spuren
einer zuverlässigen Tradition (auf die in irgendeiner Weise auch der Verfasser der
49 Latercidus Malaliamis S. 436,13 Mommsen; Theodorus Scutariotes, Synopsis S. 37,5-10 und 16-17 Sathas
(vgl. Chronica II 48 Tocci); Excerpta de Insidiis S. 159, 22-28 de Boor = Malalas, Chronographia fr. XHIb
und fr. XIIIc Thurm Die irrtümliche Malalas-Nachricht, wonach Philippus Senior in Rom getötet
worden sei, könnte durch den Eutrop-Bericht über Philippus lunior beeinflusst worden sein (Eutropius,
Breviarium IX 3; Paeanius, Breviarium S. 153,2—4 Droysen; Breviarium Vindobonense 66 Burgess). Siehe
Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 362, der nicht ausschließt, dass der Name des Mädchens aus
Aurelius Victor, Caesares 29,4 (Bruti fraude) stammt - das ist jedoch eine Stelle, die die Regierungszeit
des Decius betrifft; siehe auch Brecht (1999), S. 169-170,178-179; Banchich (2009), S. 94.
50 Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 376 weist zu Recht daraufhin, dass Malalas’ Fehler auf einem
Missverständnis des Eutrop-Textes beruht: Gallienus interea Mediolani cum Valeriana fratre occisus
est imperii anno nono (Eutropius, Breviarium IX 11,1). Zu den unterschiedlichen Versionen über den
Tod des Gallienus, die damals im Umlauf waren, siehe Bleckmann (1992), S. 255-260; Martolini (2009),
S. 121-124; Mecella (2013), S. 512-517 (mit weiterführender Literatur).
51 Siehe oben Anm. 39 und Anm. 42; vgl. Martolini (2009), S. 129-131.
52 Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 381-390 und Ratti (2006). Siehe auch Bleckmann (1992),
S. 202-204,300-304; Martolini (2009), S. 127-128.
53 Malalas, Chronographia fr. VIIIc und fr. IXd Thurm
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unklar ist;49 auch in der Erwähnung des Todes des Gallienus in Mailand, den Ma-
lalas irrtümlich Valerian zuschreibt;50 ferner auch in der Nennung der 17 Tage dau-
ernden Herrschaft des Quintillus (wozu siehe oben); schließlich im Bericht über
den Tod des Kaisers Probus in Sirmium infolge eines Soldatenaufstandes51 und in
der gesamten Darstellung der Herrschaft Aurelians, wie bereits Schenk Graf von
Stauffenberg und in neuerer Zeit Stephane Ratti herausgearbeitet haben.52
3) Die Einführung der numeri der candidate durch Gordian Senior und Philippus
Junior:53
Laut Chronicon Paschale hat Gordian Senior eine Gruppe von Kanditaten aus der
VI schola ausgelagert und sie senior es genannt; eine ähnliche Maßnahme habe auch
Philippus Junior mit den Kandidaten der VII schola getroffen, die er iuniores ge-
nannt habe. Da die kaiserliche Leibgarde der Kandidaten in ihrer historischen
Entwicklung eng mit den scholae palatinae verbunden war (die Malalas-Stellen
in Chronicon Paschale bestätigen dies), erscheint diese Information auf den ersten
Blick als Anachronismus. Richard Frank hat jedoch eine andere Möglichkeit der
Interpretation in Betracht gezogen. Er hat auf die Historia Augusta, Vita Gallie-
norum duorum 8 hingewiesen, wo vermerkt wird, dass Gallienus anlässlich einer
Prozession am Kapitol zur Feier seiner Decennalia (262 n.Chr.) weißgekleidete
Soldaten (albato milite) voranschreiten ließ. Da der Begriff candidatus nachweislich
bereits ab der Severianischen Epoche als Dienstgrad für den Zenturionenstand der
Stabsmitglieder eines hohen Beamten bekannt ist, sei nicht ausgeschlossen, dass
die Kandidaten bereits gegen Mitte des 3. Jahrhunderts ein bewegliches Korps
bildeten, das persönlich an den Kaiser gebunden war und eine weiße Uniform
trug. In der konstantinischen Epoche seien sie dann in die scholae eingegliedert
worden. Trotz einiger Fehler enthalte die Chronik des Malalas demnach Spuren
einer zuverlässigen Tradition (auf die in irgendeiner Weise auch der Verfasser der
49 Latercidus Malaliamis S. 436,13 Mommsen; Theodorus Scutariotes, Synopsis S. 37,5-10 und 16-17 Sathas
(vgl. Chronica II 48 Tocci); Excerpta de Insidiis S. 159, 22-28 de Boor = Malalas, Chronographia fr. XHIb
und fr. XIIIc Thurm Die irrtümliche Malalas-Nachricht, wonach Philippus Senior in Rom getötet
worden sei, könnte durch den Eutrop-Bericht über Philippus lunior beeinflusst worden sein (Eutropius,
Breviarium IX 3; Paeanius, Breviarium S. 153,2—4 Droysen; Breviarium Vindobonense 66 Burgess). Siehe
Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 362, der nicht ausschließt, dass der Name des Mädchens aus
Aurelius Victor, Caesares 29,4 (Bruti fraude) stammt - das ist jedoch eine Stelle, die die Regierungszeit
des Decius betrifft; siehe auch Brecht (1999), S. 169-170,178-179; Banchich (2009), S. 94.
50 Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 376 weist zu Recht daraufhin, dass Malalas’ Fehler auf einem
Missverständnis des Eutrop-Textes beruht: Gallienus interea Mediolani cum Valeriana fratre occisus
est imperii anno nono (Eutropius, Breviarium IX 11,1). Zu den unterschiedlichen Versionen über den
Tod des Gallienus, die damals im Umlauf waren, siehe Bleckmann (1992), S. 255-260; Martolini (2009),
S. 121-124; Mecella (2013), S. 512-517 (mit weiterführender Literatur).
51 Siehe oben Anm. 39 und Anm. 42; vgl. Martolini (2009), S. 129-131.
52 Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 381-390 und Ratti (2006). Siehe auch Bleckmann (1992),
S. 202-204,300-304; Martolini (2009), S. 127-128.
53 Malalas, Chronographia fr. VIIIc und fr. IXd Thurm