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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0087
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Laura Mecella

Historia Augusta zurückgreift), die die Einrichtung dieser Abteilung bereits in das
3. Jahrhunderts einordnet.54
Da die Eutrop-Tradition nicht alle von Malalas überlieferten Informationen, die
vermutlich aus Westrom stammen, bietet, hat Ratti in seiner bereits erwähnten Stu-
die zu Aurelian die These der Verwendung einer griechischen Eutrop-Version durch
Malalas abgelehnt und stattdessen die Existenz einer griechischen Übersetzung der
Enmannschen Kaisergeschichte postuliert; diese habe Malalas nur aus der Chronik des
Domninos gekannt.55 An eine (hypothetische) griechische Übersetzung der Enmann-
schen Kaisergeschichte als trait d'union zwischen der lateinischen Geschichtsschreibung
des 3. und des 4. Jahrhunderts und der Historiographie der justinianischen Epoche hat
auch Alan Cameron in seinem umstrittenen Buch Ehe Last Pagans of Rome gedacht.56
Man kann zwar der These zustimmen, dass die in die Malalas-Chronik einge-
flossenen lateinischen Traditionslinien nicht allein Eutrop zuzuschreiben sind;57 die
Vermutung einer zusätzlichen Zwischenquelle zwischen Malalas und einer anderen
Version bzw. einer griechischen Überarbeitung der Kaisergeschichte erscheint aber den-
noch nicht unbedingt notwendig, da der Chronist diese Überarbeitung sowohl in An-
tiochia als auch in Konstantinopel gut hätte finden und benutzen können.
3.2 Die Acta Urbis und die örtlichen chronologischen Listen
Die Benutzung der Stadtarchive von Antiochia (τά άκτα τής πόΛεως) wird von
Malalas selbst kundgetan; es darf angenommen werden, dass er diese Archive nicht
nur für zeitgenössische Ereignisse konsultierte.58 Auch Muriel Debie hat die Bedeu-
tung der Register der Stadt und der Patriarchen, vor allem derjenigen in Antiochia
und Edessa, für die syrischen sowie für die griechischen Chroniken hervorgehoben.59
Dank der fortlaufenden Aufzeichnung der wichtigsten Ereignisse (u.a. Errichtung
von Gebäuden, Zerstörungen durch Kriege oder Naturkatastrophen, Hungersnöte,
astronomische Phänomene usw.) fungierten diese Dokumente als Bewahrer und Trä-
54 Frank (1969), S. 127-142, insb. 131-135; Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 356 und Brecht (1999),
S. 148,150-151 stellen die Glaubwürdigkeit der Nachricht hingegen in Frage. Über die candidati vgl.
auch Whitby (1987), S. 463-468.
55 Nach Ratti (2006) stammt Malalas’ Bericht über Aurelian aus einer einzigen Quelle in griechischer
Sprache, die ihrerseits auf die Enmannsche Kaisergeschichte und auf Eustathios von Epiphaneia zurückgeht.
56 Cameron (2011), S. 659-690.
57 Brecht (1999), S. 59.
58 Malalas, Chronografhia XVIII 29 (S. 371,4-5Ühurn): ομοίως δε καί έν τοΐς χαρτίοις εύρέθη των
τά άκτα γραφόντων τής αυτής πόΛεως (bezüglich der Maßnahmen Justinians nach dem
Antiochia-Erdbeben von 528 n.Chr.). Wie Downey (1961), S. 37-38 bemerkte, besteht keine Gewissheit
darüber, ob es in Antiochia für die gesamte römische Periode Acta Urbis gegeben hat. Zur Benutzung
der Stadtarchive durch Malalas siehe auch Jeffreys (1990), S. 200 und 203-209 (die jedoch in vielen
Fällen die Vermittlung des Domninos vermutet); skeptischer hingegen bezüglich etwaiger
Archivbesuche des Malalas bleibt Michael Kulikowski in seinem Beitrag in diesem Band; siehe auch
den Beitrag von Roger Scott in diesem Band.
59 Debie (1999-2000), die jedoch hauptsächlich Edessa behandelt.
 
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