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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0074
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Malalas und die Quellen fur die Zeit
der Soldatenkaiser
Laura Mecella

Abstract This paper focuses on the different traditions flowed into Malalas’ Chronographia
about the so called ,Third Century Crisis1 (235-284 AD). The original text related to the period
235-253 has been lost; in addition, Thurn’s criteria for the selection of fragments are not suffi-
ciently clear. Despite that, it is clear that Malalas’ narrative offers a great wealth of traditions,
both local (acta urbis, chronological lists and local histories, hagiographical legends) and linked
to the late antique historiography (Philostratus, Eusebius of Caesarea, Eutropius and the legacy
of the EKG). Even if Malalas had only a second-hand knowledge of some of them, the general
attempt to trace everything back to a single source appears too simplistic. Malalas adapts his
sources freely: whereas the history of West is neglected, the Oriental perspective is stressed, and
political themes related to the expectations of his time are preferred.

i. „Das Geheimnis der Kreativität ist es, seine Quellen
zu verstecken wissen“
Dieser berühmte Aphorismus fasst - mutatis mutandis - die zwei Aspekte des Werkes
des Malalas zusammen, die in diesem Beitrag besonders hervorgehoben werden sollen:
1) Die vielen Schwierigkeiten bei der genauen Identifizierung der Quellen, die Ma-
lalas benutzte; vor allem in Bezug auf die Zeit der Soldatenkaiser (235-284 n.Chr.)
hat er sie sehr geschickt geheim gehalten;
2) Den Grad der kompositorischen Autonomie der Chronographia·, obwohl man Ma-
lalas sicherlich nicht die historische Virtuosität eines Thukydides nachsagen kann,
wäre es unangemessen, ihn als einfachen ,Abschreiber zu bezeichnen: Vor allem
das bisher kaum ernsthaft zur Diskussion gestellte Einquellensystem erscheint bei
einer genaueren Überprüfung als allzu simpel.
Seit der bahnbrechenden Studie von Bourier wird für gewöhnlich angenommen, Ma-
lalas habe in seiner Darstellung der mittleren Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts auf das
Werk des Domninos zurückgegriffen.1 In dem hier gleich zu diskutierenden Malalas-

Bourier (1899) und (1900), der die Informationen politisch-militärischer Natur auf Domninos, die his-
torisch-religiösen Notizen hingegen auf Nestorianos zurückführte; siehe auch Schenk Graf von
 
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