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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0088
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Malalas und die Quellen für die Zeit der Soldatenkaiser

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ger des lokalen historischen Gedächtnisses.60 Diesen amtlichen Urkunden wurden oft
auch kurze chronologische Listen entnommen, die dann selbstständig in unterschied-
lichen Versionen kursierten und für die Kompilatoren der Chroniken ein wichtiges
Arbeitsinstrument darstellten. Obwohl die Verbreitung dieser Listen in griechischer
Sprache erst ab dem 9. Jahrhundert konkret fassbar ist, darf angenommen werden,
dass es sie auch schon früher gab.61 Malalas könnte auch ähnliche syrische Listen
rezipiert haben, über deren bereits in der Spätantike evidente Verbreitung wir besser
informiert sind. Aus solchen Listen könnten etwa die schwankenden Datierungen der
einzelnen Regierungszeiten,62 die Erwähnung des Baus des Θρίαμβον in Antiochia
unter der Herrschaft Aurelians63 sowie die Erwähnung der Bautätigkeiten und der
Lebensmittelverteilung des Probus in der syrischen Hauptstadt stammen.64
j.j Lokaltradltwnen
All jene Nachrichten, die eine antiochenische Prägung haben und offenbar dem
Zweck dienen, die Größe der Stadt zu feiern, sind wohl einer historiographischen
Lokaltradition zuzuschreiben (vorausgesetzt, man hält sie nicht für Erfindungen des
Malalas).65 Laut der Chronographia wird in Antiochia Maximinus vor dem Perserfeld-
zug von Severus Alexander zum στρατηγός ernannt;66 in Antiochia feiert Aurelian
seinen ersten Triumph über Zenobia, erst später feiert er in Rom;67 außerdem habe
der berühmte Aufstand der monetarü ebenfalls in der syrischen Großstadt stattgefun-
den.68 Schließlich habe Diokletian, um ein Beispiel aus späterer Zeit zu nennen, in
Antiochia seinen Rücktritt bekanntgegeben.69 Ungeachtet ihrer Haltlosigkeit lassen
60 Andererseits geht vielleicht Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 380 zu weit, wenn er in Bezug auf
das Erdbeben in Nikomedia während der Herrschaft von Claudius II. (Chronographia XII 28 = S. 230,
21-23 Thurn) behauptet, dass „man gezwungen [ist] anzunehmen, daß der Chronist eine, wenn nicht
zuverlässige, so doch sehr ausführliche Erdbebenchronik benutzt hat, in welcher sämtliche derartige
auf den Orient bezügliche Nachrichten gesammelt und die Erdbeben nach Lokalitäten geordnet statis-
tisch aufgereiht waren“. Zu den ,Erdbebenquellen des Malalas siehe auch den Beitrag von Laura
Carrara in diesem Band.
61 Sevcenko (1992); Conterno (2014), S. 106-111.
62 Brecht (1999), S. 195-196 nimmt hingegen dafür eine römische Konsularfastenchronik als Quelle an.
63 Malalas, Chronographia XII 30 (S. 231, 55-56 Thurn), siehe dazu Schenk Graf von Stauffenberg (1931),
S. 387.
64 Malalas, Chronographia XII 33 (S. 232-233, 88-90 Thurn), siehe dazu Schenk Graf von Stauffenberg
(1931), S. 392.
65 Zur zentralen Stellung Antiochias in der Chronik des Malalas siehe jetzt auch Saliou (2016).
66 Malalas, Chronographia fr. IVb Thurn = Theodorus Scutariotes, Synopsis S. 35, 8-10 Sathas; es ist von
Bedeutung, dass in den Chronica II 41 Tocci diese Episode so stark abgekürzt ist, dass dort Maximinus
gleich zum Kaiser ernanntwird: ον <ό στρατός> εις βασιλέα κατά τήν Αντιόχειαν προεχειρίσατο.
67 Malalas, Chronographia XII 30 (S. 231,5Ι—59 Thurn).
68 Malalas, Chronographia XII 30 (S. 231, 63-65 Thurn); dazu siehe Schenk Graf von Stauffenberg (1931),
S. 387-389, allgemein zum Ereignis auch Cubelli (1992). Nicht überzeugend ist die These von Peachin
(1983), wonach der Aufstand in Wirklichkeit in Antiochia stattfand, die lateinischen Quellen ihn aber
fälschlicherweise nach Rom versetzten. An einen autonomen Aufstand in Antiochia, der nicht mit dem
in Rom zusammenhing, dachte auch Cameron (1976), S. 191 Anm. 5.
69 Malalas, Chronographia XII 44 (S. 239, 72-75 Thurn).
 
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