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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0174
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Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas

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lieh wie Euagrios/Eustathios die Ankunft des Illus und des Leontios im Osten un-
mittelbar mit ihrer Rebellion in Tarsus verbindet.54 Weder Euagrios/Eustathios noch
Theophanes geben an, wie viel Zeit zwischen der Ankunft und der Usurpation verstri-
chen ist. Malalas hingegen stellt explizit fest, dass sich Illus zwei Jahre in Antiochia
aufhielt (Malalas, Chronographia XV13, S. 313, *6 Thurn = Excerpta delnsidüs S. 165, 20
de Boor). Offensichtlich verfügte Malalas über zusätzliche Informationen, die über
Eustathios hinausgingen.
Zusammenfassend lässt sich über die Illus-Passagen bei Malalas, Euagrios und
Theophanes Folgendes sagen: Aus dem Auszug des Euagrios aus Eustathios geht her-
vor, dass Eustathios über die Intrigen der Ariadne gegen Illus sowie über diejenige des
Illus gegen Verina wahrscheinlich nicht berichtete.55 Wie Euagrios erkennen lässt,
war Eustathios Zenon gegenüber feindlich gesinnt und charakterisierte ihn als einen
intriganten und listigen Menschen: Bei jeder Intrige geht die Initiative von Zenon aus.
Bei Malalas haben sich hingegen die Akzente verschoben. Bei ihm handelt Zenon erst
auf Anregung eines Dritten: Zuerst intrigiert er zusammen mit Illus gegen Verina
und anschließend mit Ariadne gegen Illus. Möglicherweise sind also die Auslassun-
gen und Lücken in Euagrios’ Darstellung der Intrigen des Zenon nicht durch seine
Selektion und Komprimierung der Vorlage entstanden, sondern spiegeln lediglich
Eustathios’ Schweigen über die Intrigen des Illus und der Ariadne wider. Erst in dem
Bericht über die weiteren Ereignisse sind bei Malalas mögliche Spuren des Eustathios
zu finden. Allerdings erlaubt es der Überlieferungszustand des Malalas-Textes nicht,
mit letzter Sicherheit festzustellen, inwiefern Malalas in diesem Abschnitt tatsäch-
lich von Eustathios abhängig ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach übernimmt er von
Eustathios die Information, dass Leontios bereits während seiner Reise in den Osten
zu den Gefährten des Illus gehört habe. Sollte Malalas jedoch Eustathios in diesem
Abschnitt intensiver als Vorlage verwendet haben und nicht nur punktuell, müsste das
bedeuten, dass er das Material sehr stark bearbeitet und verändert hat, um das negative
Zenon-Bild zu korrigieren.56 Trotzdem lassen sich nicht alle Unterschiede zwischen
Chronicon 88, 75 Charles, der offensichtlich für diese Ereignisse Malalas als Vorlage verwendet, sagt
auch nichts über diese vermeintliche Funktion des Leontios). Möglicherweise verfügte Theophanes
über eine vollständigere Version des Malalas-Textes: Er erwähnt nämlich in diesem Kontext, dass
Leontios aus Syrien stammte (laut loannes Antiochenus, Historia chronica fr. 306,15 Roberto stammte
Leontios aus dem syrischen Dalisandros, vgl. dazu Kosiüski [2010], S. 146 Anm. 6), während im slawi-
schen Malalas eine Bemerkung zu Leontios’ thrakischer Herkunft zu finden ist (Malalas Slavicus XV,
S. 9, 27 Istrin, vgl. Malalas, Chronographia ΎΝ 13, S. 313, *2 Thurn). Der Hinweis auf Thrakien könnte
sich also im Ur-Malalas auf Leontios’ Amt und nicht auf dessen Herkunft bezogen haben: Bei den
späteren Bearbeitungen und Kürzungen des Malalas-Urtextes wäre es dann zu mehreren
Vereinfachungen und Entstellungen des ursprünglichen Inhalts gekommen.
54 Vgl. auch Theodorus Lector, Historia Ecclesiastica 437 Hansen. In diesem Punkt gibt es deutliche
sprachliche Ähnlichkeiten zwischen Theophanes und Theodoros Anagnostes, was von der Benutzung
des Theodoros durch Theophanes an dieser Stelle zu zeugen scheint.
55 Dies bestätigt auch Ps.- Joshua Stylites 13 Trombley/Watt.
56 Ein solches selbständiges' Verfahren bei der Darstellung der Kaiser lässt sich bei Malalas an einigen
anderen Stellen tatsächlich beobachten; besonders hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf seine
Darstellung Kaiser Neros, die nicht so negativ ist wie in der sonstigen historiographischen Tradition:
 
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