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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0179
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i78

Dariusz Brodka

S. 135, 31-32 de Boor). Theophanes bietet hier wohl eine ausführlichere Paraphrase des
Eustathios als Euagrios, weil sein Text mehrere Informationen über Longinus, Zenons
Bruder, enthält, der auf die Kaiserwürde nach dem Tod seines Bruders gehofft hatte.
Hinzuweisen ist hier noch auf die Notiz des Theophanes über den Tod des Pe-
lagios. Laut Theophanes habe Zenon auf dem Sterbebett stets den Namen des Pe-
lagios wiederholt, den er unrechtmäßig ermordet habe (Theophanes, Chronographia
AM 5983, S. 135,31-33 de Boor). Dies passt gut in das negative Bild des ungerechten,
illoyalen und intriganten Herrschers, das Eustathios für Zenon entwirft. Den Tod des
Pelagios erwähnt Theophanes aber zweimal. Zuerst (Theophanes, Chronographia AM
5982, S. 134, 25-135, 6 de Boor) steht diese Begebenheit in Verbindung mit einer Pro-
phezeiung des Comes Maurianos, die besagte, ein Exsilentiarier werde nach Zenon
herrschen. Auch Malalas kennt diese Geschichte: Bei ihm wird Pelagios, ein ebensol-
cher Exsilentiarier, wegen dieser Prophezeiung auf Zenons Befehl hin getötet (Ma-
lalas, Chronographia XV 16, S. 317, 76-318, 92 Thurn). Die erste Theophanes-Version
stimmt fast wörtlich mit derjenigen des Malalas überein. Ein zweites Mal berichtet
Theophanes vom Tod des Pelagios, direkt vor der Darstellung der Todesumstände
des Zenon. Diesmal ist Pelagios ein Opfer der Ungerechtigkeit Zenons, der nach
der Niederschlagung des Aufstands des Illus und des Leontios sämtliche echte sowie
vermeintliche Anhänger der Rebellen bestrafen lässt. Pelagios werde aber in Wahrheit
wegen seiner Tugenden getötet, weil er gerecht und vernünftig gewesen sei (Theopha-
nes, Chronographia AM 5983, S. 135, 29-31 de Boor). Zu dieser zweiten Version gehört
die Erwähnung des Pelagios im Kontext des Todes des Zenon.67 Man kann also auch
die zwei Theophanes-Berichte über den Tod des Pelagios als eine Dublette ansehen.
Ich gehe also davon aus, dass die Darstellungen des Todesumstände Zenons bei
Euagrios und bei Theophanes auf Eustathios zurückgehen, wobei Theophanes mehr
Details angibt.68 Weil die auf Eustathios zurückgehende Darstellung des Todes Ze-
nons bei Theophanes einen Rückblick auf die zweite Version des Todes des Pelagios
enthält, kann man annehmen, dass diese sich ebenfalls bei Eustathios finden ließ. Die
erste Version, die sich auf die Prophezeiung des Maurianos bezieht, muss also eine an-
dere Quelle, d.h. die Chronik des Malalas, gehabt haben. Dies führt zu dem Ergebnis,
dass Theophanes, nicht aber Malalas, das Geschichtswerk des Eustathios als Vorlage
für den Tod des Zenon verwendet hat.
67 Zum Tod des Pelagios vgl. auch Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 387,1-5 Tartaglia (hier
kommt nur die Prophezeiung des Ma[u]rianos vor, ohne Hinweis auf den Namen des Pelagios);
Zonaras, Epitome historiarum XIV 2, 29-30 (S. 132, 2-5 Büttner-Wobst).
68 Wahrscheinlich geht auch der knappe und verworrene Bericht des Euagrios über das Verhältnis des
Anastasios zu den Isauriern (Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29, III 35 = Eustathius,
FHG fr. 5, fr. 6), zumindest zum Teil auf Eustathios zurück. Euagrios begeht hier allerdings einen deut-
lichen Fehler, indem er die beiden in diesem Zusammenhang wichtigen Longini verwechselte. Das
könnte ein Indiz dafür sein, dass Euagrios für diese Ereignisse nicht nur das Werk des Eustathios,
sondern auch die Chronik des Malalas als Vorlage verwendete, denn Malalas {Chronographia XVI 3,
S. 320,35-321,37 Thurn) erwähnt die Verbannung des Longinus, des Bruders des Zenon, am Ende sei-
nes Berichtes über die Kämpfe gegen die Isaurier - vielleicht führte diese Information Euagrios zu der
falschen Annahme, dass der erste Longinus (Longinus von Cardala) mit Zenons Bruder identisch war?
 
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