Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas
177
Geschehen in der richtigen zeitlichen Reihenfolge dar. Dabei wechselt er wieder seine
Vorlage und greift diesmal auf Theodoros Anagnostes zurück, den er mit Details aus
Malalas ergänzt.
3.2 Der Tod des Tenon und die Herrschaftsübernahme durch Anastasias
Euagrios führt das Geschichtswerk des Eustathios auch bei der Darstellung des Todes
Zenons und der Herrschaftsübernahme durch Anastasios als seine Vorlage an (Evag-
rius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29). In diesem Zusammenhang hat Eusta-
thios laut Euagrios eine Reihe von chronologischen Berechnungen angestellt, die den
Zeitpunkt des Herrschaftsantritts des Anastasios innerhalb der Universalgeschichte
bestimmten. Weil diese Passage bereits an anderer Stelle ausführlich analysiert wor-
den 1st,64 muss hier nicht näher darauf eingegangen werden. Die entscheidende Frage
soll hier vielmehr lauten, welche Bedeutung Eustathios dem Beginn der Herrschaft
des Anastasios beimaß. Mischa Meier hat das Florieren solcher Berechnungssysteme
zu Recht mit den Endzeiterwartungen um 500 n.Chr. in Zusammenhang gebracht:65
Betrachtet man die Auszüge aus Flavios Josephos, dann wird klar, dass Eustathios die
eschatologischen Ängste seiner Zeit mit der Erstellung einer neuen Chronologie zu
bekämpfen versuchte, die er auf die jüdischen Traditionen stützte. Eustathios wies also
die Idee, die Periode um das Jahr 500 n. Chr. stelle den Endpunkt der irdischen Ge-
schichte dar, zurück und zeigte, dass die kritischen 6000 Jahre noch in ferner Zukunft
lagen. Der Rückgriff auf die jüdische Tradition mag aber für viele christliche Autoren
zu radikal gewesen sein. Bei Malalas und Theophanes gibt es an diesem Zeitpunkt
ebenfalls chronologische Berechnungen (Malalas, Chronographia XV 16, S. 318, 95
Thurn; Theophanes, Chronographia AM 5983, S. 136,16-22 de Boor), wobei nicht leicht
zu entscheiden ist, ob und inwiefern sie unter dem Einfluss des Eustathios stehen. Es
scheint aber, dass beide Autoren ihr eigenes chronologisches System propagierten und
somit die Zeitrechnung des Eustathios zurückwiesen.66
Aller Wahrscheinlichkeit nach gehen nicht nur die chronologischen Berechnungen,
sondern auch die Informationen über den Tod Zenons und die Herrschaftsübernahme
durch Anastasios in Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29 auf Eustathios zu-
rück. Auffallend ist ein weiteres Detail, das für die Unabhängigkeit des Malalas von Eu-
stathios in diesem Punkt spricht: Während Zenon laut Eustathios an Epilepsie gestor-
ben ist, hält Malalas eine Dysenterie für die Todesursache (Malalas, Chronographia XV
16, S. 318, 92-93 Thurn). Auf Eustathios scheint wiederum Theophanes zurückzugreifen,
der ebenfalls den Tod durch Epilepsie erwähnt (Theophanes, Chronographia AM 5983,
64 Brodka (2006).
65 Meier (2003), S. 443-478.
66 Nur in einem Punkt ist Theophanes’ Berechnung mit der von Eustathios identisch: Beide sagen, es
seien 207 Jahre seit Diokletian bis zum Tod Zenons und zur Herrschaftsübernahme durch Anastasios
verstrichen (vgl. Theophanes, Chronographia AM 5983, S. 136,19 de Boor). Die Urfassung der Chronik
des Malalas könnte ihrerseits einen umfangreicheren Exkurs zur Chronologie enthalten haben, wes-
halb sich über diesen Punkt keine endgültige Aussage treffen lässt.
177
Geschehen in der richtigen zeitlichen Reihenfolge dar. Dabei wechselt er wieder seine
Vorlage und greift diesmal auf Theodoros Anagnostes zurück, den er mit Details aus
Malalas ergänzt.
3.2 Der Tod des Tenon und die Herrschaftsübernahme durch Anastasias
Euagrios führt das Geschichtswerk des Eustathios auch bei der Darstellung des Todes
Zenons und der Herrschaftsübernahme durch Anastasios als seine Vorlage an (Evag-
rius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29). In diesem Zusammenhang hat Eusta-
thios laut Euagrios eine Reihe von chronologischen Berechnungen angestellt, die den
Zeitpunkt des Herrschaftsantritts des Anastasios innerhalb der Universalgeschichte
bestimmten. Weil diese Passage bereits an anderer Stelle ausführlich analysiert wor-
den 1st,64 muss hier nicht näher darauf eingegangen werden. Die entscheidende Frage
soll hier vielmehr lauten, welche Bedeutung Eustathios dem Beginn der Herrschaft
des Anastasios beimaß. Mischa Meier hat das Florieren solcher Berechnungssysteme
zu Recht mit den Endzeiterwartungen um 500 n.Chr. in Zusammenhang gebracht:65
Betrachtet man die Auszüge aus Flavios Josephos, dann wird klar, dass Eustathios die
eschatologischen Ängste seiner Zeit mit der Erstellung einer neuen Chronologie zu
bekämpfen versuchte, die er auf die jüdischen Traditionen stützte. Eustathios wies also
die Idee, die Periode um das Jahr 500 n. Chr. stelle den Endpunkt der irdischen Ge-
schichte dar, zurück und zeigte, dass die kritischen 6000 Jahre noch in ferner Zukunft
lagen. Der Rückgriff auf die jüdische Tradition mag aber für viele christliche Autoren
zu radikal gewesen sein. Bei Malalas und Theophanes gibt es an diesem Zeitpunkt
ebenfalls chronologische Berechnungen (Malalas, Chronographia XV 16, S. 318, 95
Thurn; Theophanes, Chronographia AM 5983, S. 136,16-22 de Boor), wobei nicht leicht
zu entscheiden ist, ob und inwiefern sie unter dem Einfluss des Eustathios stehen. Es
scheint aber, dass beide Autoren ihr eigenes chronologisches System propagierten und
somit die Zeitrechnung des Eustathios zurückwiesen.66
Aller Wahrscheinlichkeit nach gehen nicht nur die chronologischen Berechnungen,
sondern auch die Informationen über den Tod Zenons und die Herrschaftsübernahme
durch Anastasios in Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29 auf Eustathios zu-
rück. Auffallend ist ein weiteres Detail, das für die Unabhängigkeit des Malalas von Eu-
stathios in diesem Punkt spricht: Während Zenon laut Eustathios an Epilepsie gestor-
ben ist, hält Malalas eine Dysenterie für die Todesursache (Malalas, Chronographia XV
16, S. 318, 92-93 Thurn). Auf Eustathios scheint wiederum Theophanes zurückzugreifen,
der ebenfalls den Tod durch Epilepsie erwähnt (Theophanes, Chronographia AM 5983,
64 Brodka (2006).
65 Meier (2003), S. 443-478.
66 Nur in einem Punkt ist Theophanes’ Berechnung mit der von Eustathios identisch: Beide sagen, es
seien 207 Jahre seit Diokletian bis zum Tod Zenons und zur Herrschaftsübernahme durch Anastasios
verstrichen (vgl. Theophanes, Chronographia AM 5983, S. 136,19 de Boor). Die Urfassung der Chronik
des Malalas könnte ihrerseits einen umfangreicheren Exkurs zur Chronologie enthalten haben, wes-
halb sich über diesen Punkt keine endgültige Aussage treffen lässt.