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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0245
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Jonas Borsch, Christine Radtki-Jansen

Malalas im Gegensatz zu Prokop nicht.38 Im September oder November39 530 kehrt
die Gesandtschaft dann mit einer (vorläufigen) Friedensvereinbarung nach Konstan-
tinopel zurück. Nochmals zitiert Malalas in diesem Zusammenhang ein Schreiben,
das angeblich aus der Feder des Großkönigs stammt und Freude über die erfolgrei-
chen Verhandlungen zum Ausdruck bringt (XVIII 53). Als Rufinus zur endgültigen
Festigung des Friedens im Osten ankommt, zieht sich Kavadh jedoch wieder von
dem Abkommen zurück. Malalas benennt dezidiert die Ursache dieses Affronts: Kurz
zuvor sei demnach eine Gruppe von 50.000 Samaritanern zu den Persern übergelau-
fen (XVIII 54) - das Kräfteverhältnis hatte sich verschoben. Auf die durch Rufinus
überbrachte Nachricht vom Umdenken des Persers antwortet Justinian nun, indem
er diplomatischen Kontakt zum Auxumitenkönig Elesboas/Hellesthaios aufnimmt
(XVIII 56). Im Rahmen einer ausführlich beschriebenen Zeremonie signalisiert die-
ser seine Unterstützung für Rom und stellt das strategische Gleichgewicht so wieder
her.40 Die Römer rüsten nunmehr (vermutlich im Winter/Frühjahr 530/531) erneut
zum Krieg (XVIII 58). Wenig später gibt ein abermaliger Persereinfall den Anlass,
Hermogenes wieder in den Osten zu schicken (XVIII 59),41 wo er die schmerzhafte
Niederlage des römischen Heers unter Beiisar bei Kallinikum am 19. April 531 direkt
miterlebt (XVIII 60). Über den weiteren Verlauf seiner Mission hören wir bei Mala-
las nichts mehr; Prokop zufolge begab sich der magister officiorum jedoch unmittelbar
im Anschluss an die Schlacht zu Kavadh und wurde mit einem Friedensangebot
vorstellig, das der Perser sogleich abschmetterte.42 Malalas lässt die Verhandlungen
dann Mitte 531 wieder einsetzen, angeblich auf Initiative des Alamundaros, eines Sa-
razenenführers und gefürchteten Gegners der Römer. Diesmal wird Rufinus gemein-
sam mit dem Ex-Konsul Flavius Strategius43 ausgeschickt. Darüber hinaus berichtet
Malalas von der Entsendung von Geschenken seitens Justinians und Theodoras, die
für Alamundaros, Kavadh und die Perserkönigin bestimmt gewesen seien. Kavadh
hält die Gesandten jedoch erneut hin und rüstet währenddessen heimlich zum An-
griff (XVIII 61). Die militärischen Aktivitäten, so lässt Malalas den (offenbar immer
noch im Osten befindlichen) Hermogenes berichten, wenden sich diesmal gegen
die Grenzstadt Martyropolis (XVIII 65); die Perser können jedoch erfolgreich zu-
rückgeschlagen werden (XVIII 66). Auf die Kunde vom römischen Sieg weist Justi-
nian seine Gesandten nun seinerseits an, den weiteren Verlauf der Dinge abzuwarten
(XVIII 66). Dieses Warten lohnt, denn am 8. September 531 - angeblich unmittelbar
nach Erhalt der Nachricht von der eigenen Niederlage - stirbt Kavadh, und sein
dritter Sohn Chosrau übernimmt den Thron (XVIII 68). Der neue Herrscher richtet
38 Vgl. die detaillierte Schilderung der Audienz bei Procopius, Bellum Persicum 116.
39 So Theophanes, Chronographia AM 6023 (S. 181,18 de Boor).
40 Vgl. dazu ausführlich Scott (1992), S. 161-163.
41 Ob es sich dabei um eine diplomatische oder eine militärische Mission handelt, geht aus der Formulie-
rung nicht eindeutig hervor: Malalas, Chronographia XVIII 59 (S. 387, 76 Thurn): ένεκεν τού
Περσικού πολέμου; vgl. Procopius, Bellum Persicum 118,16: επί πρεσβεία.
42 Procopius, Bellum Persicum I 21,1.
43 PLREII, s.n. Fl. Strategius 9, S. 1034-1036.
 
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