Metadaten

Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0244
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Diplomaten und Anekdoten

243

anderen Nachrichten, durch das zweite Drittel des uns erhaltenen Textes von Buch
XVIII. Es ist aus verschiedenen Gründen vermutet worden, dass eine erste Edition
der Chronographia nur etwa bis zu diesem Friedensschluss reichte, diese Begeben-
heit also ursprünglich das Ende des Werkes bildete.30 Unabhängig davon, ob hier
tatsächlich ein erzählerischer Schlusspunkt vor liegt, stehen die dem „Ewigen Frieden“
vorangegangenen Verhandlungen in diesem Teil des Werkes stark im Zentrum des
Interesses. Malalas bietet eine zwar etwas schematische, aber doch umfassende und
inhaltlich kohärente Version der einzelnen Verhandlungsschritte.31 Diese soll hier zu-
nächst in aller gegebenen Kürze nachgezeichnet werden.
Am 12. Mai32 33 529 entsendet Justinian erstmals eine Gesandtschaft unter der Lei-
tung des Hermogenes auf persisches Gebiet, um dort über einen Frieden zu verhan-
deln (XVIII 34). Hermogenes bekleidete in den Jahren 529-533 und 535 das Amt des
magister officiorum^ das höchste in der Zentralverwaltung des Reiches, dem formal
u.a. die Koordination des auswärtigen und inländischen Gesandtschaftsverkehrs zu-
geordnet war; neben vielen anderen Aufgaben konnte sein Amt zudem auch militäri-
sche Funktionen umfassen.34 Nach Malalas’ Bericht wird der hohe Gesandte im Juni
529 durch den persischen König empfangen (XVIII 36); im Herbst kehrt er mit des-
sen schriftlicher Antwort zurück, die scheinbar wörtlich zitiert wird und - höflich im
Ton, aber unmissverständlich in der Sache - Geldforderungen, versehen mit einem
einjährigen Kriegsultimatum, enthält (XVIII 44). Auf diese Forderung folgte offen-
bar eine längere Verhandlungspause. Für das kommende Jahr (530) wird dann jedoch
die abermalige Entsendung einer Gesandtschaft berichtet, zu der diesmal neben
Hermogenes auch der ehemalige magister militum Rufinus, ein mit dem Perserkönig
seit langem bekannter Verhandlungsführer,35 gehört. Die Botschafter werden jedoch
zunächst nicht vorgelassen. Erst nach der (von den beiden Gesandten aus nächster
Nähe miterlebten)36 Schlacht bei Dara, bei der die Römer den Persern eine empfind-
liche Niederlage beibringen, lässt Malalas den Perserkönig die Gesandtschaft zur
Audienz vorladen. In diesem Kontext erscheint nun anstelle des Hermogenes der co-
mes Alexander als zweiter Gesandter (XVIII 50).37 Details der Verhandlungen bietet
30 Croke (1990), S. 17-22; vgl. Scott (1992), S. 159; Jeffreys (2003), S. 505; Thurn/Meier (2009), S. 24-25.
31 Für eine kommentierte Betrachtung speziell der diplomatischen Verhandlungen zwischen XVIII 34
und 76 vgl. Scott (1992).
32 Dieses Datum ergibt sich wie so viele andere in Buch XVIII der Malalas-Chronik aus der
Parallelüberlieferung bei Theophanes, Chronographia AM 6021 (S. 178,19 de Boor).
33 Vgl. PLREIII, s.n. Hermogenes 1, S. 590-593.
34 Zum Amt des magister officiorum grundlegend Clauss (1980), insb. S. 67-72 zu seiner Rolle im Rahmen
der Diplomatie; zu militärischen Kompetenzen ebenda, S. 75-76. Vgl. außerdem Delmaire (1995), S. 75-
95; Nechaeva (2014), S. 26-29.
35 PLREII, s.n. Rufinus 13, S. 954-957; vgl. Procopius, Bellum Persicum 111, 24; 116,4.
36 Nach Prokop beteiligte sich Hermogenes an dieser Schlacht nicht nur als Verhandlungsführer und
Redner, sondern auch als zweiter Feldherr neben Beiisar: Procopius, Bellum Persicum 114,1-4; 114, 20-55.
37 Scott (1992), S. 161 vermutet, Hermogenes sei durch Kavadh von den Verhandlungen ausgeschlossen
worden, was sich mit dem bei Prokop berichteten späteren Erscheinen des magister vor Kavadh (siehe
unten) jedoch nur schlecht übereinbringen lässt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften