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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0365
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Wolfram Brandes

sprünglich aus dem unverkürzten Malalas stammt - eine andere Quelle des Theopha-
nes für diese Ereignisse ist nicht bekannt sollte man auch meinen, dass die eben
zitierte unverständliche Stelle in Thurns Malalas-Edition letztlich mit der bei Theo-
phanes überlieferten Nachricht von der Illuminierung der Stadt zusammenhängt.43
Allerdings müsste man eine drastische (und letztlich sinnlose) Kürzung seitens des
Malalas-Epitomators bzw. der Malalas-Überlieferung annehmen, denn der Bericht
über die Weihe der Theodora-Kirche „an der Brücke“ und erst recht derjenige über die
πρόβΛησις der αργυροπράται hängen jeweils ,in der Luft‘.
Eine von den άργυροπράται bezahlte (?) Ausstellung ist, wie gesagt, sinnlos
(was sollen diese ausgestellt haben? Ihre Geschäftsberichte?). Wenn man πρόβΛησις
die Bedeutung von Beförderung, Berufung in ein Amt‘ o.ä. unterlegt, kommt man
automatisch zu dem Schluss, dass die αργυροπράται - wie in der älteren Literatur
mehrfach herausgestellt wurde44 - nach Hofämtern strebten, die sie kaufen konnten.
Und eine solche Ernennung - vielleicht sogar mehrerer άργυροπράται gleichzeitig,
in einer Zeremonie - konnte man im 9. oder 10. Jahrhundert durchaus als πρόβΛησις
bezeichnen. Die Ausübung von mllltlae durch argentarii wurde etwa in N. 136 (a. 535)
und den Ed. 7 (a. 542) und 9 (undatiert) reguliert.45 Diese reichen Banker strebten
offenbar nach der gesellschaftlichen Anerkennung, die ihrem großen Reichtum ent-
sprach. Und diese Anerkennung konnte am besten über den Kaiserhof erlangt werden.
Auffällig ist auch, dass sich viele von ihnen den Beinamen Flavius zulegten,46 was
ebenfalls darauf hinweist, dass sie ihren (zu vermutenden) wirtschaftlichen Erfolg
auch durch gesellschaftlich akzeptierte Statussymbole (z.B. Hoftitel) zeigen wollten.
Der im P. Cairo Masp. II 67126 auftauchende άργυροπράτης Fl. Anastasios - ein
bekanntes Beispiel, der in diesem Beitrag noch mehrfach auftauchen wird47 - führte
den Titel eines καστρησιανος τής θείας τραπέζης,48 vermutlich ein Posten ohne
viele Pflichten.49 Immerhin bezeugt dieser Papyrus (aus dem Januar 541), dass ein
άργυροπράτης ein Amt inne hatte, das ihm Zugang zum Palast ermöglichte.
Für die Geschichte der Jahre nach dem Ende der historischen Werke des Prokop
(553) verfügen wir über erstaunlich wenige Quellen (es können Agathias, Menander
Protektor, der Kirchenhistoriker Euagrios und die Osterchronik genannt werden; dazu
der syrische Autor Johannes von Ephesos). Und so ist man auf der einen Seite sehr
erfreut darüber, durch Johannes Malalas überhaupt etwas von dieser Verschwörung zu
erfahren, muss es aber auf der anderen Seite bedauern, dass es keine Parallelquellen
43 Vgf auch Rochow (1983), S. 471 zu Theophanes, Chronographia AM 6053, S. 234 de Boor (unter AM
6051); RKOR Nr. 1444 (S. 345).
44 Jones (1964), S. 571; Brandes (2002), S. 622-627 mR der bis ca. 2002 erschienen Literatur. Weitere
Literaturangaben finden sich verstreut in diesem Beitrag.
45 Dazu ausführlicher unten Anm. 119.
46 Keenan (1973), S. 37-40,56-63; Keenan (1974), S. 284-288,301-302.
47 Siehe weiter unten in Anm. 120-122, wo dieser Anastasios ausführlicher behandelt wird.
48 Dieser Titel ist sonst nicht belegt. Ein in der Vita des Daniel Sytlites auftauchender καστρήσιος της
θείας τραπέζης τοϋ εύσεβεστάτου βασιΛέως Λέοντας (seil. des Kaisers Leon I.) namens
Gelanios spielte eine wichtige Rolle; siehe dazu Brandes (2002), S. 623 mit Anm. 14.
49 Jones (1964), S. 863-864
 
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