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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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I. Geschichtsschreibung als memoria
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Hölkeskamp, Karl-Joachim: Mythen, Monumente und Memorialkultur: die 'Corporate Identity' der gens Fabia
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0026
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Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ,Corporate Identity* der gens Fabia

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Nicht nur die demonstrativ-opulente Ausstattung, sondern auch schon die Stif-
tung eines Tempels aus den Beutemitteln selbst, über die der kommandierende Feld-
herr ja weitgehend frei verfügen konnte, diente der memorialen Verstetigung seines
(im metaphorischen wie konkreten Sinne) triumphalen Erfolges im Krieg. Diese
Strategie der Selbstdarstellung hatte sich ebenfalls gerade im 3. Jahrhundert etab-
liert18 - die Serie dieser Stiftungen begann mit dem Tempel der Salus (rei publicae}
auf dem Quirinal, der im Jahre 302 vom Dictator und dreimaligen Consul C. lunius
Bubulcus Brutus geweiht wurde.19 Dieser Stiftung folgte eine ganze Serie weiterer
Heiligtümer, darunter vor allem für Gottheiten in Gestalt von Personifikationen
zentraler Wertkonzepte der nunmehr etablierten patrizisch-plebeischen politischen
Klasse: 296 für die Kriegsgöttin Bellona am Circus Flaminius, 294 für Victoria auf
dem Palatin. Im folgenden Jahr 293 kam ein Heiligtum für Fors Fortuna am rechten
Tiberufer hinzu - wieder ging es also um das ,Schlachtenglück‘. Um 260 ließ dann der
bereits erwähnte Duilius nach seinem triumphus navalis dem doppelgesichtigen Gott
Janus ein Heiligtum auf dem Forum Holitorium errichten - also bezeichnenderweise
in unmittelbarer Nähe der Docks der Kriegsflotte. Im Jahre 254 bzw. 250 folgten dann
noch Heiligtümer für Fides (Publica) und Spesb0
Auch an der Entwicklung dieses Mediums der Selbstdarstellung waren bereits
Fabier beteiligt - und zwar gleich in mehreren Hinsichten. Schon in den 290er Jah-
ren hatte der Grossvater des Cunctator, der berühmte Ch Fabius Maximus Rullianus,
ein Heiligtum des luppiter Victor gestiftet, das er als Consul V und Feldherr auf dem
Höhepunkt der großen Schlacht bei Sentinum 295 gelobt hatte, in der über die He-
gemonie Roms in Italien entschieden wurde.21 Der Cunctator selbst hatte bereits in
seinem ersten Consulat 233 einen Tempel für Honos gestiftet, der an àer porta Capena
stand - also genau dort, wo die prachtvolle Parade der Ritterschaft begann, die trans-
vectio equitum, die wiederum sein Großvater Rullianus in seiner Censur im Jahre 304
eingeführt hatte.22 Als Dictator 217 gelobte der Enkel dann noch den Tempel für Venus
Erycina in Capitolio, den er 215 auch selbst weihte - damit markierte er den Endpunkt
der Route der transvectio, die am Tempel der Dioskuren als Schutzgöttern der Rei-
terei vorbei über das Forum auf das Capitol führte, mit einem weiteren Monument,
das sich nachhaltig und exklusiv mit seinem Namen und der Tradition seiner gens

18 Siehe Hölscher (1978), S. 349-350 und danach Hölkeskamp (1987/2011), S. 238-240; 328-329; Hölkes-
kamp (1996/2004), S.191-192.

19 F. Coarelli, s.v. Salus, aedes, LTUR 4 (1999), S. 229-230 mit den Nachweisen.

20 A. Viscogliosi, s.v. Bellona, aedes in Circo, LTUR 1 (1993), S. 190-192, bzw. P. Pensabene, s.v. Victoria,
aedes, LTUR 5 (1999), S. 149-150; F. Coarelli, s.v. Fortis Fortunae fanum, templum, LTUR-S 2 (2004),
S. 270-271; ders., s.v. lanus, aedes (apud Forum Holitorium), LTUR 3 (1996), S. 90-91; Ch. Reusser, s.v.
Fides populi Romani/Publica, LTUR 2 (1995), S. 249-252; F Coarelli, s.v. Spes, aedes, LTUR 4 (1999),
S. 336-337, jeweils mit Belegen und weiteren Nachweisen.

21 Livius, ab Urbe condita X 29,14 und dazu Oakley (1995b) ad loc.; F. Coarelli, s.v. luppiter Victor, aedes,
LTUR 3 (1996), S. 161.

22 Livius, ab Urbe condita IX 46,15 und Oakley (2005a) ad loc.; Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates
Romanae VI 13,4; Valerius Maximus, Facta et Dicta memorabilia II 2,9; Plinius, Naturalis historia XV19;
Suetonius, Augustus 38,3; Ps.-Aurelius Victor, de Viris illustribus urbis Romae 32,3. Vgl. McDonnell
(2006) S. 213-219.
 
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