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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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VI. Die Chronik als Memorialgattung
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Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0319
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3i8

Erika Juhasz

Informationen, geht dazwischen aber auch auf die Ursache und die Art von Simons
Tod ein.15
In den Chronikoi Kanones führt Eusebios für das 4. Jahr des Antoninus Pius und
seiner Söhne16 den Philosophen Justin als Beschützer der Christen17 an. In seiner Kir-
chengeschichte berichtet er auch detaillierter über die Bedeutung und den Märtyrertod
dieses Mannes.18 In Bezug auf die Entstehungszeit von Justins Werken teilt er aller-
dings widersprüchliche Daten mit: So behauptet er zunächst, Justin habe seine Apologie
an Antoninus Pius und dessen Söhne gerichtet.19 Bald darauf (nach der Schilderung
des Martyriums des Polykarp) lesen wir, dass Justin den Opfertod gestorben sei, nach-
dem er den genannten Kaisern sein zweites Buch über die christlichen Glaubenslehren
vorgelegt hatte.20 Im Kapitel zu Justins Werken behauptet Eusebios hingegen, der Phi-
losoph habe seine erste Rede zum Schutz der Christen für Antoninus Pius und dessen
Söhne, die zweite erst für den Kaiser Marc Aurel verfasst, der bei ihm als Antoni-
nus Verus bezeichnet wird.21 Tatsächlich starb Justin den Märtyrertod erst unter der
Herrschaft des Letzteren (bzw. dessen Mitkaisers Lucius Verus). Polykarp, der bereits
erwähnte Bischof von Smyrna, wurde hingegen unter Antoninus Pius zum Märtyrer;
in den Chronikoi Kanones wird er im Abschnitt über die Zeit dieses Kaisers (und zwar
für das selbe Jahr, in dem ihm zufolge auch Justin verstarb) bloß erwähnt;22 bei Euse-
bios wiederum wird seines Martyriums erst anlässlich der Herrschaft der Mitkaiser
gedacht.23 Eusebios’ widersprüchliche Daten werden vom Verfasser der Osterchronik
auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, indem er ihrer beider Martyrien in die Zeit
des Marc Aurel und des Lucius Verus setzt: Uber Polykarps Tod berichtet er für das 4.,
über den des Justin für das 6. Regierungsjahr der beiden Kaiser. Dabei verschweigt er
auch Polykarps Auftritt gegen die Ketzer nicht (er bietet eine Zusammenfassung der
entsprechenden Stelle der Kirchengeschichte) und mag dessen Martyrium wohl des-
halb unmittelbar vor dem des Justin angesetzt haben, weil die beiden auch in Eusebios’
Kirchengeschichte in dieser Reihenfolge, d.h. direkt nacheinander behandelt werden.
Bezüglich des Zeitpunkts von Polykarps Martyrium kann der Verfasser der Os-
terchronik allerdings auch durch eine andere Quelle beeinflusst worden sein: Im Falle
einiger Märtyrer - so auch bei Polykarp - wird der Platz des Todes in der chrono-
logischen Tabelle über die traditionellen Datierungselemente hinaus (Olympiaden,
15 Die Ergänzung ist auf Eusebios’ Kirchengeschichte zurückzuführen. Der Schluss des Zitats zeigt wort-
wörtliche Übereinstimmungen mit dem 32. Kapitel des 3. Buches; der vorangehende Abschnitt lässt
wiederum an das von Eusebios zitierte - verschollene - Werk Hypomnemata des Hegesippos denken.
16 Aufgrund der eigenartigen römischen Sitten der Namensgebung ist in der Bezeichnung der einzelnen
Kaiser eine gewisse Unsicherheit zu beobachten.
17 Karst (1911), S. 223; Helm (19562) 2O2d.
18 Eusebius, Historia Ecclesiastica IV n-12, dann IV 16-18.
19 Eusebius, Historia Ecclesiastica IV n,n-IV 12,1.
20 Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 16. Dieses Datum begegnet auch in den Chronikoi Kanones'. Karst
(1911), S. 221; Helm (19562) 203d.
21 Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 18,1-2.
22 Karst (1911), S. 221; Helm (19562) 203e.
23 Karst (1911), S. 222; Helm (19562) 205e.
24 Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 14.
 
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