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Ein Chilasi erklärte,4 dieses Gebiet gehöre zu Chilas, nicht zu Thalpan. Dieses Weiderecht5 könnte die Existenz der
Fähre erklären.6
Das Gelände auf der Terrasse ist durch im wesentlichen verhältnismäßig niedrige und kleine, dafür sehr zahlreiche
Felsblöcke gekennzeichnet, die überwiegend sehr dunkel patiniert sind. Im Hang selbst sind Unterstände für die
Hirten auszumachen.
Das Terrain ist in Google Earth® aus ca. 1 km Entfernung ausgezeichnet zu betrachten.
Der größte der genannten Komplexe ist Ziyarat mit 910 Gravuren, darunter 56 Inschriften - 54 davon in Brähmi,
zwei in Kharosthi geschrieben. Viele Gravuren in Ziyarat sind stark patiniert, woraus zu schließen ist, daß dieser
Platz auch für Bewohner der Region in prähistorischer Zeit von Bedeutung war. Hierfür spricht auch die mit zehn
Beispielen sehr hohe Zahl von sogenannten “Riesen”-Darstellungen sowie von fast 30 Handdarstellungen und 41
Fußdarstellungen - verglichen mit anderen Komplexen eine enorme Anzahl. Darüber hinaus gibt es zahlreiche
Stüpa-Darstellungen, darunter zwar viele schlichte, aber auch sehr bemerkenswerte wie etwa den Stüpa 100:6, der
Teil einer Verehrungsszene mit einem sehr ungewöhnlichen Adoranten (100:7) ist. Neben diesen Zeugnissen des
Buddhismus finden sich hier auch sehr viele lokale Gravuren wie vor allem Caprini, Jäger, Jagdszenen und
dergleichen.
Ebenfalls überwiegend lokalen Charakters sind die Gravuren der anderen, sehr viel kleineren genannten Felsbild-
komplexe: Thakot ist mit 510 Ritzungen (davon 36 Inschriften in Brähmi, vier in Kharosthi und eine sogdische)
der nächstgrößere Komplex. Hier wurden neben lokalen Gravuren auch etliche Stüpas und prähistorische Handab-
drücke sowie eine Riesendarstellung registriert. Khomar Das umfaßt 240 Gravuren, davon 73 Inschriften (65 in
Brähmi, 8 sogdische). Bemerkenswert ist hier die sehr hohe prozentuale Anzahl an Inschriften im Vergleich zu
anderen Felsbildkomplexen. Ansonsten finden sich hier auch einige Stüpas. Gichoi Das enthält lediglich 180
Gravuren, darunter zwölf Brähml-Inschriften, während Dardarbati Das 380 Gravuren umfasst, von denen sechs
Brähml-Inschriften sind. In diesem Komplex finden sich kaum buddhistische Zeugnisse, dafür 44 Scheiben- und
mit 58 Beispielen sehr viele Reiter-Darstellungen.
Insgesamt handelt es sich mithin um 2220 Gravuren, davon 188 Inschriften. Von diesen sind 173 in Brähmi und
sechs in Kharosthi geschrieben - neun Inschriften sind sogdische.
Auffällig ist die mit dreizehn Beispielen große Anzahl von Riesendarstellungen auf diesem Abschnitt des Nord-
ufers des Indus, des weiteren gibt es fünf Beispiele von Löwen, die in der Ausführung an die Löwen-Darstellungen
in Hodar7 erinnern. Bemerkenswert ist auch die räumliche Nähe zu diesem Komplex, da sich vier davon in
Dardarbati Das und eine in Gichoi Das befinden. Falls die Deutung eines in eine Jagdszene (98:B) eingebundenen
Tieres in Thakot als Bär richtig ist, wäre die Szene vermutlich einzigartig am Oberen Indus.
Während Ziyarat so nahe am heutigen Ort Thalpan liegt, daß von einer ‘Durchgangsstation ’ nicht eigentlich zu
sprechen ist, trifft diese Bezeichnung auf die anderen hier behandelten Felsbildkomplexe eher zu. Die Felsbilder
sind zumeist zu beiden Seiten des oben erwähnten alten Weges (bzw. zeitweilig zweier Wege) angebracht. An
Rastplätzen finden sie sich in konzentrierter Form, aber auch in einiger Entfernung vom Weg. Auch die ver-
gleichsweise große Anzahl von Inschriften stützt diese Aussage. Einige nicht datierte Siedlungsreste könnten z.B.
auf Kontrollstationen zurückzuführen sein.
Die Steine sind generell oft von Sandschliff berieben, besonders in Siedlungsnähe auch beschädigt. Viele Steine,
die in früherer Zeit gefunden und registriert wurden, sind heute, weil vermutlich für den Hausbau verwendet,

4 Akhtar Khan gegenüber H. Hauptmann, mündlich.
5 NÜSSER 1998: 118.
6 Zu den wenigen Angaben zu Weiderechten in der Region vgl. NÜSSER 1998: 116ff.
7 MANP 3.
 
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