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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0066
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pez, in diesem Fall eindeutig als /mrmz'M gemeint, flächig gepickt (156:5). Bei den kunstvolleren Stupas
ist die /MTvm'kä in zwei oder mehr gestufte Rechtecke gegliedert (u.a. 144:1; 159:1; 164:7). Aus dem Um-
stand, daß die häufig nicht dargestellt wurde, läßt sich schließen, daß sie von den Herstellern der
Gravuren nicht als unverzichtbares Element eines Stupas betrachtet wurde. Selbst bei kunstvoll ausge-
führten Stüpa-Gravuren, wie etwa den vier kleinen Stupas 140:22, wurde zwar eine Nische in das an&z
gezeichnet, die fehlt jedoch. In solchen Fällen zieht sich der Mast zumeist bis hinunter zum obe-
ren Rand des (z.B. 140:22; 144:9; 169:1).
Ebenso wie die /mmuM sind auch die Eimenschinne, die cAattuwa/z, nicht auf eine bestimmte Stüpa-
Gruppe beschränkt. Sie sind nicht selten als einfaches Dreieck dargestellt, wobei sich bei einzelnen Rit-
zungen (z.B. 31:114; 36:126; 126:1) nicht sagen läßt, ob dies andeuten soll, daß die Schirme verschleiert
bzw. umhüllt waren."'^ Doch vermitteln verhüllte Dachaufbauten in den bekannten Beispielen eher den
Eindruck eines Ovals als eines Dreiecks. Die komplizierteren Gravuren zeigen die einzelnen Schirme ent-
weder als ausgepickte Rechtecke bzw. Trapeze (u.a. 34:133; 144:1; 164:7) oder im Umriß (u.a. 166:10;
170:1; 195:2). Zuweilen sind sie nach oben abgerundet (z.B. 156:5; 195:2). Wie z.B. bei manchen Gandhä-
ra-Reliefs"^ könnte diese Form der Darstellung die Perspektive andeuten. Die Zahl der Schirme^
variiert zwischen drei(?) und elf, am häufigsten sind es drei bis vier bzw. sechs bis sieben."^ Bei den
sorgfältigeren Ritzungen sind sie durch Stützen miteinander verbunden."^ Mehr als sieben Schirme ha-
ben die komplizierteren, sorgfältig ausgeführten Stupas (z.B. 36:124; 144:1; 170:1) und die tibetisch anmu-
tenden Stupas auf Stein 169.
Bei mehreren Stupas (u.a. 140:11; 144:1; 156:5) weisen die Ehrenschirme zwei zusätzliche Stützen auf, die
dem Aufbau wohl mehr Stabilität verleihen sollten. In wenigstens einem Fall (159:1) beginnen diese Stüt-
zen deutlich nicht auf dem oberen Rand des an&zs, sondern auf der obersten Basisstufe.
In der Regel verläuft durch sämtliche Schirme die Linie des Mastes (pzyh)- In acht Fällen hängt vom
unteren Rand der c/mtträva/z links und rechts je ein (zuweilen bebändertes) Glöckchen herab.Insge-
samt wurden an achtzehn Stupas an irgendeiner Stelle Glöckchen angebracht. Eine Besonderheit stellt
in diesem Zusammenhang die Ritzung des Stüpas 215:4 dar. Hier sind die Kdöppel der Glöckchen mit
Fähnchen versehen, die in der Ausführung an diejenigen erinnern, die auf Wandmalereien aus Kakrak
von den Glöckchen an den untersten c/mtüYM der Stüpas herabhängen.
Eine weitere Besonderheit bietet der Stüpa 191:3, bei dem offenbar oberhalb der üarmz'M oder der
Schirmstützen nach links ein Glöckchen, nach rechts aber ein nicht deutbares Objekt herabhängt, das am
ehesten einer römischen Drei gleicht. Unter Umständen könnte eine rechteckige Fahne gemeint sein.
Nur bei einem einzigen, dem von Fussman bereits ausführlich behandelten Stüpa 34:133,^ hängen von
jedem cüaüTzz weitere Glöckchen herab.

215 Vgl. EBERT 1994: 270 und ebd.: PI. 6.
216 Vgl. z.B. KURITA 1988-90: Bd. 1, 257, Nr. 530.
217 Bei der Zählung der Schirme ist zu beachten, daß nicht immer klar ist, ob der unterste Strich oder Balken der unterste
Schirm oder der obere Rand der /m/7?u'kü sein soll. Auch ist es in Einzelfällen möglich, daß die Zwischenräume den
Schirm andeuten sollen und die Linien jeweils deren oberen oder unteren Rand.
218 Zur Zahl und Bedeutung der Schirme ROTH 1980: 184; KOTTKAMP 1992: 631.; FUSSMAN 1994: 28f.
219 Zu solchen Stützen vgl. u.a. FACCBNNA/NABI KHAN/NADIEM 1993: 285ff.
220 Zu den Glöckchen FUSSMAN 1994: 191. und 301.
221 Vgl. TARZI 1977: Abb. B 162; auch in KLIMBURG-SALTER 1989: PI. XC, Abb. 118.
222 FussMAN 1994.
223 Vgl. hierzu einen gemalten Stüpa in Bämiyän, wo zwischen den c/raüras Kreise zu erkennen sind. Vielleicht sollten diese
ebenfalls Glöckchen wiedergeben? KLIMBURG-SALTER 1989: PI. LVI11, Fig. 75, auch abgebildet in MAILLARD/JERA-BE-
ZARD 1994: Fig. 10. Es konnte sich allerdings auch um irgendeine Art von Schirmstützen handeln. Vergleichbare ausge-
 
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