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ZU DEN BRAHMI-INSCHRIFTEN VON DADAM DAS

OSKAR VON HINÜBER

Die Station Dadam Das umfaßt gut 90 Inschriften, von denen sich ungefähr ein Drittel einer Deutung oder sogar
einer Lesung entzieht. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß die Inschriften dieser Station allein von Photos gelesen
werden konnten. Am Stein selbst würde sich einiges, beispielsweise die Lesung der Inschrift 2:1, ohne Schwierig-
keiten klären lassen.
Die meisten Inschriften enthalten isolierte Eigennamen, hinter denen die heutigen Bewohner des Gebietes oft
Angaben zur Auffindung von verborgenen Schätzen vermuten. Auch der Herausgeber der Landschenkungsur-
kunden des Bhäskararvarman berichtet, daß ein Muslim, der sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts bei
Nidhanpur (Sylhet) im Osten Indiens fand, vermutete, einen Hinweis auf Schätze entdeckt zu haben.' Diese
Vorstellung hat eine alte Tradition. Schon im 5. Jh. sagt der Kommentar zum Anguttaranikäya in einem Beispiel:
"... und solange die auf einem Stein zum Auffinden eines Topfes mit einem Schatz angebrachten Schriftzeichen
halten, geht der Topf mit dem Schatz nicht verloren."^
Vergleichsweise wenige Inschriften haben einen religiösen Hintergrund. Höchstens zehn buddhistische Inschriften
lassen sich nachweisen. Nur viermal kommen Stiftungen mit <fev<26?/z<3r77i<2 vor (91:1; 92:2; 93:2; 93:3). Mög-
licherweise hat auch der Schreiber von 79:1 vergeblich versucht, eine derartige Inschrift zustande zu bringen.
Hinzu kommt eine vereinzelte Anrufung aller Buddhas (20:7) und die bemerkenswerte Inschrift 57:12, in der
verschiedene buddhistische Fonnein willkürlich zusammengesetzt worden zu sein scheinen. Eine ähnlich abson-
derlich zusammengewürfelte Formelsammlung enthält die Inschrift Thalpan 30:219. Es bleibt unklar, welche
Bedeutung in diesem Kontext in Dadam Das das Wort hat.
Einen Thathägata-Namen könnte die nicht vollständig lesbare Inschrift 2:1 enthalten. Die mit Anurüpa° anlauten-
den Namen eines Tathägata, Anurüpagätra, und eines Bodhisatva, Anurüpasvara, sind in EDGERTON 1953 (BHSD)
verzeichnet. Keiner von beiden kann auf dem Stein stehen.
Vielleicht ist auch die Inschrift 20:14 wegen des Namens Sankhinlsiddha in den Kreis buddhistischer Texte
einzuordnen. Das Epitheton ist bisher nur hier bezeugt. Dasselbe könnte wegen des vermuteten
Namens Dharmendramati für die Inschrift 20:26 gelten. Deutlich hinduistisch ist dagegen nur eine einzige Inschrift
mit einer Anrufung des Gottes Visnu (37:1).
Zweimal ist in dieser Station der Ortsname Palola bezeugt. In der Inschrift 37:7 weist sich Harottaka, der einen
Namen mit der für das Inschriftengebiet typischen Endung trägt (vgl. zu -<V(7)<3- die Inschriften 1:1, 7:7,23:6, 37:7,
57:9), als ein Bürger von Palola aus. Dabei deutet der Gebrauch des Wortes vüVayya eher auf den Bewohner einer
Stadt als eines Landes. Die Inschrift 51:1 ist von einem Jät geschrieben, der Palola erreicht hat. Es ist also ganz
deutlich, daß sich das Gebiet von Dadam Das in Palola befindet.
Insgesamt sind vier Personen am Oberen Indus bezeugt, die sich Jät nennen, vgl. zu Hodar 43:1 und zu Gichi Nala
116:2. Daß die reisefreudigen Jäts nicht nur an den Oberen Indus, sondern weit in den mittleren Osten vorge-
drungen sind, zeigt ihre Erwähnung auch bei arabischen Historikern, etwa bei BalädhuriP Eine aus der Volks-
sprache hergestellte Sanskrit-Form des Wortes Jät (/üTa) ist alsyürüz bei einem Grammatiker bezeugt/

1 VIDYAVINODA 1913/14: 65.
2 Manorathapürani I 93, 22-24.
3 of Zs7a/?; XI, Leiden 2002, s.v. al-Zutt.
4 Vg!. LiEBiCH (Hg.) 1930: 264ff.
 
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