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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,2): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0047
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Überblickskommentar, Kapitel 1.3: Quellen 21

N. aus seinen Notizen in den fertigen Text von UB I DS übernimmt, ungefähr
zwei Drittel der Exzerpte. Während die Strauß-Zitate in Kapitel 12 von UB I DS
gesperrt gedruckt sind, hebt N. in den Exzerpten nur die Wörter hervor, die für
seine Stilkritik Relevanz haben. Durch den Titel „Exzerpte aus ANG“ weist der
Stellenkommentar zu den jeweiligen Zitaten auf das zugehörige Exzerpt (vgl.
KGWIII5/1) hin, ohne dieses erneut abzudrucken. In den Fällen allerdings, in
denen die Notizen N.s aus den Exzerpten besonders aufschlussreich erschei-
nen, werden sie auch im Kommentar zitiert.

1.3 Quellen und Einzugsgebiete
Als relevante Quellen N.s für die Konzeption von UB I DS sind mehrere Autoren
zu nennen: Goethe, Lichtenberg, Wagner und vor allem Schopenhauer. - Goe-
thes Werke und Gespräche fungieren für N. nicht nur als Fundgrube für mar-
kante Zitate, vielmehr wird der Autor Goethe zugleich auch als literarisches
Genie zur Legitimationsinstanz. Dabei bezieht sich N. vor allem auf Johann
Peter Eckermanns Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens
sowie auf Goethes Maximen und Reflexionen und sein Faust-Drama. Um die
Vereinnahmung Goethes durch Strauß in ANG zu konterkarieren, setzt N. aus
strategischen Gründen ebenfalls Goethe-Zitate ein. Mehrfach rekurriert N. in
UB I DS auch auf Georg Christoph Lichtenbergs Sudelbücher, um den aufkläre-
rischen Freigeist im Sinne des Ideals der Unzeitgemäßheit für seine eigene
Selbstpräsentation zu funktionalisieren. Einige Exzerpte zu Lichtenberg finden
sich in N.s nachgelassenen Notaten aus der Entstehungszeit von UB I DS (vgl.
NL 1873, TJ [12], KSA 7, 590 sowie NL 1873, TJ [21], KSA 7, 592-593 und NL 1873,
TJ [25], KSA 7, 594).
Darüber hinaus ist für N.s UB I DS auch Richard Wagners Polemik Herr
Eduard Devrient und sein Styl von Bedeutung. Mit dieser Schrift orientiert sich
Wagner - ähnlich wie N. mit UB I DS und anderen Frühschriften - an Schopen-
hauer. Analog zur Vehemenz von Schopenhauers Sprachkritik (etwa in Kapi-
tel 23 „Ueber Schriftstellerei und Stil“ seiner Parerga und Paralipomena II) pole-
misiert auch Richard Wagner in Herr Eduard Devrient und sein Styl mit einer
Fülle konkreter Beispiele für stilistische Defizite gegen Eduard Devrients Erin-
nerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy. N. bezieht sich in UB I DS sowohl auf
Richard Wagners Polemik gegen Eduard Devrient als auch auf Franz Grillpar-
zers Schrift Zur Literargeschichte, geht zugleich aber über beide Texte hinaus,
indem er mit der bloßen Stilkritik auch eine umfassende Zeitdiagnose ver-
knüpft.
Wie für die anderen frühen Schriften N.s bilden die Werke Schopenhauers
auch für UB I DS eine zentrale Quelle, und zwar im Hinblick auf Begriffe, Zita-
 
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