22 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller
te, Anspielungen, Werturteile und zeitkritische Perspektiven (vgl. z. B. NK160,
1 und NK 165, 6). - Als Anhänger Schopenhauers erweist sich N. in UB I DS
zumindest in fünffacher Hinsicht. Erstens bekennt er sich entschieden zur pes-
simistischen Willensmetaphysik seines ,Erziehers4 und zieht deshalb auch ge-
gen den von Schopenhauer verdammten Optimismus sowie gegen David Fried-
rich Strauß als prototypischen Vertreter eines solchen Optimismus zu Felde
(191-193). Thesen aus Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung rekapitu-
liert N., indem er den „Optimismus“ mit einem impliziten Schopenhauer-Zitat
„nicht blos als eine absurde, sondern auch als eine wahrhaft ruchlose
Denkungsart“ charakterisiert, als „Hohn über die namenlosen Leiden der
Menschheit“ (192, 21-23). - Zweitens polemisiert N. in UB I DS gegen Strauß als
Hegelianer, der in kritischen Glossen Schopenhauer pejorativ als Romantiker
bewertet hatte (vgl. Curt Paul Janz 1997, 179). Bekanntlich war Hegel mitsamt
der an ihm orientierten „Hegelei“ für Schopenhauer fortwährend ein funda-
mentales Ärgernis und jahrzehntelang Anlass für zahlreiche und heftige Atta-
cken, die oft den Charakter von Invektiven haben, so beispielsweise in seiner
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie. (Zu den Gründen für Schopenhauers
Aversion gegen Hegel vgl. konkreter NK 351,10-13 und NK 406, 28-30 im Kom-
mentar zu UB III SE.)
Drittens adaptiert N. im 8. Kapitel von UB I DS Schopenhauers radikalen
Angriff auf die akademische Philosophie, die er später in UB III SE in forcierter
Manier fortsetzt. Sowohl in UB I DS als auch in UB III SE greift N. dafür auf
wesentliche Kritikpunkte aus Schopenhauers Schrift Ueber die Universitäts-Phi-
losophie zurück, die für UB III SE sogar die zentrale Quelle war. (Vgl. dazu die
ausführliche vergleichende Darstellung in Kapitel III.4 im Überblickskommen-
tar zu UB III SE.)
Viertens führt N. in UB I DS auch Schopenhauers Polemik gegen die „Ver-
hunzung“ der deutschen Sprache weiter. Wenn N. hier im 12. Kapitel sprachli-
che Defizite an Strauß’ ANG exemplarisch nachzuweisen versucht, dann zeleb-
riert er seine Stilkritik analog zu Schopenhauer. Als Quellen für UB I DS
fungieren in dieser Hinsicht insbesondere zwei Texte Schopenhauers: das Ka-
pitel 23 der Parerga und Paralipomena II mit dem Titel „Ueber Schriftstellerei
und Stil“ und seine nachgelassenen Materialien zu einer Abhandlung über den
argen Unfug, der in jetziger Zeit mit der deutschen Sprache getrieben wird. Dieser
Text aus Schopenhauers Notaten mit dem Titel Senilia wurde postum publiziert
in Frauenstädts Edition Aus Arthur Schopenhauers handschriftlichem Nachlaß.
Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente (1864, 53-102). Das
Buch befand sich in N.s Bibliothek (NPB 543).
Bezeichnenderweise leitet N. das 12. Kapitel von UB I DS mit dem Satz ein:
„Zum Schluss wollen wir doch unserem klassischen Prosaschreiber die ver-
te, Anspielungen, Werturteile und zeitkritische Perspektiven (vgl. z. B. NK160,
1 und NK 165, 6). - Als Anhänger Schopenhauers erweist sich N. in UB I DS
zumindest in fünffacher Hinsicht. Erstens bekennt er sich entschieden zur pes-
simistischen Willensmetaphysik seines ,Erziehers4 und zieht deshalb auch ge-
gen den von Schopenhauer verdammten Optimismus sowie gegen David Fried-
rich Strauß als prototypischen Vertreter eines solchen Optimismus zu Felde
(191-193). Thesen aus Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung rekapitu-
liert N., indem er den „Optimismus“ mit einem impliziten Schopenhauer-Zitat
„nicht blos als eine absurde, sondern auch als eine wahrhaft ruchlose
Denkungsart“ charakterisiert, als „Hohn über die namenlosen Leiden der
Menschheit“ (192, 21-23). - Zweitens polemisiert N. in UB I DS gegen Strauß als
Hegelianer, der in kritischen Glossen Schopenhauer pejorativ als Romantiker
bewertet hatte (vgl. Curt Paul Janz 1997, 179). Bekanntlich war Hegel mitsamt
der an ihm orientierten „Hegelei“ für Schopenhauer fortwährend ein funda-
mentales Ärgernis und jahrzehntelang Anlass für zahlreiche und heftige Atta-
cken, die oft den Charakter von Invektiven haben, so beispielsweise in seiner
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie. (Zu den Gründen für Schopenhauers
Aversion gegen Hegel vgl. konkreter NK 351,10-13 und NK 406, 28-30 im Kom-
mentar zu UB III SE.)
Drittens adaptiert N. im 8. Kapitel von UB I DS Schopenhauers radikalen
Angriff auf die akademische Philosophie, die er später in UB III SE in forcierter
Manier fortsetzt. Sowohl in UB I DS als auch in UB III SE greift N. dafür auf
wesentliche Kritikpunkte aus Schopenhauers Schrift Ueber die Universitäts-Phi-
losophie zurück, die für UB III SE sogar die zentrale Quelle war. (Vgl. dazu die
ausführliche vergleichende Darstellung in Kapitel III.4 im Überblickskommen-
tar zu UB III SE.)
Viertens führt N. in UB I DS auch Schopenhauers Polemik gegen die „Ver-
hunzung“ der deutschen Sprache weiter. Wenn N. hier im 12. Kapitel sprachli-
che Defizite an Strauß’ ANG exemplarisch nachzuweisen versucht, dann zeleb-
riert er seine Stilkritik analog zu Schopenhauer. Als Quellen für UB I DS
fungieren in dieser Hinsicht insbesondere zwei Texte Schopenhauers: das Ka-
pitel 23 der Parerga und Paralipomena II mit dem Titel „Ueber Schriftstellerei
und Stil“ und seine nachgelassenen Materialien zu einer Abhandlung über den
argen Unfug, der in jetziger Zeit mit der deutschen Sprache getrieben wird. Dieser
Text aus Schopenhauers Notaten mit dem Titel Senilia wurde postum publiziert
in Frauenstädts Edition Aus Arthur Schopenhauers handschriftlichem Nachlaß.
Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente (1864, 53-102). Das
Buch befand sich in N.s Bibliothek (NPB 543).
Bezeichnenderweise leitet N. das 12. Kapitel von UB I DS mit dem Satz ein:
„Zum Schluss wollen wir doch unserem klassischen Prosaschreiber die ver-